Entspannte Sommerstimmung bei der Lieblingsaktion mit Bürgermeister Olaf Scholz

HafenCity. Das anthrazitfarbene Jackett hatte er lässig über die Schulter geworfen, den obersten Hemdknopf offen. Keine Krawatte. Zielstrebig und sichtlich gut gelaunt steuerte Olaf Scholz (SPD) bei strahlendem Sonnenschein auf die "Hamburger Deern" am Anleger Elbphilharmonie zu. Wenige Minuten später legte die "Bürgermeister-Barkasse" mit dem Regierungschef und den Abendblatt-Lesern ab, die ihm in den nächsten zwei Stunden im Rahmen der Lieblingsaktion kritische Fragen stellten. Allerdings: Es wurde auch herzlich gelacht.

Gleich zu Beginn des exklusiven Törns etwa, als Scholz sich als eher wasserscheu outete - trotz Segelschein. "Nachdem ich in einem Interview davon erzählt hatte, war ich im nächsten Zeitungsbericht passionierter Segler und im übernächsten hatte ich sogar ein Boot. Stimmt alles nicht. Jetzt halte ich mich aus dem Thema raus."

Zu allen anderen Themen hatte Olaf Scholz aber eine Menge zu sagen. Konzentriert und detailreich antwortete er in der Diskussionsrunde, die von Abendblatt-Landespolitikchef Peter Ulrich Meyer und Vanessa Seifert, stellvertretende Leiterin des Hamburg-Ressorts, moderiert wurde. Die Leser waren zuvor schon auf Rundfahrt durch den Hafen geschippert. Wichtigstes Accessoire an diesem heißen August-Tag: der grüne Abendblatt-Fächer.

"Ich hatte mich spontan beworben", sagt Ewald Hauck, 59. "Wann hat man schon mal die Möglichkeit, dem Bürgermeister konkrete Fragen zu stellen?", so der Leser, der sich im Verkehrsclub Deutschland engagiert. "Und dann auch noch vor dieser Kulisse." Gleich zweimal ging es vorbei an der "Queen Mary 2". "Großartig", schwärmte seine Ehefrau, Andrea Hauck, 54.

Während die "Bürgermeister-Barkasse" Fahrt aufnahm, ging es um Stadtbahn und den Zustand der Radwege, um das Verbrennen von Gartenabfällen und die Wohnungsnot. Als die sechsfache Mutter Kirsten Schuett, 58, aus Stellingen, Rücksicht auf "Familien mit so abartig vielen Kindern" forderte, sagte Scholz, selbst kinderlos, beeindruckt: "Ich bedanke mich für ihr Engagement, das sie da an den Tag gelegt haben." Er werde das im Blick behalten.

So wie andere Themen auch, versprach er. Überhaupt gebe es unter seiner Amtsführung keine größeren Fragen, bei denen er keine Antwort bekomme. "Das ist das Privileg des Bürgermeisters." Nur bei der Kanzlerkandidaten-Frage hielt er sich bedeckt: "Da bekommen Sie von mir nur die Antwort, die Sie schon kennen: Das wird entschieden, wenn es so weit ist."

Bei den Lesern kam das an. "Er hält seine Linie und begründet sie stichhaltig. Man muss gute Argumente haben, um ihn zum Nachdenken zu bringen", sagte Ewald Hauck. Philipp Kunisch, 41, aus Neugraben geriet ins Schwärmen: "Ich fand es fantastisch." Auch der Bürgermeister zeigte sich am Ende der Barkassenfahrt zufrieden: "Direkte Gespräche gehören zu dem, was ich am liebsten mache." Kirsten Schuett nickte: "Er kam gut rüber." Tochter Benita, mit 14 Jahren die jüngste Teilnehmerin, meinte: "Und ich dachte immer, Politiker seien spießiger."