Ein Kommentar von Achim Leoni

Haben Sie neulich die Minigolf-Reportage im Fernsehen gesehen? Nicht? Sagen Sie nicht, Ihnen sind auch die spektakulären Bilder von den deutschen Wakeboard-Meisterschaften entgangen! Und was ist mit der Sportakrobatik-WM in Orlando? Verpasst? Machen Sie sich nichts daraus. Die genannten Ereignisse fanden gar nicht statt - jedenfalls nicht im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen.

33 deutsche Sportverbände erhalten von ARD und ZDF Geld für Übertragungsrechte. In den meisten Fällen könnte man auch von Schweigegeld sprechen. Denn die meisten Sportarten werden von den gebührenfinanzierten Sendern mit Nichtachtung gestraft. Nur alle vier Jahre ist bei den Olympischen Spielen ihr Schaufenster kurz erleuchtet. Selbst vor dem größten Sportfest der Welt macht der Quotendruck nicht mehr halt. Am vorvergangenen Sonnabend übertrug das ZDF in voller Länge das Finale der Fußballmänner - den einzigen olympischen Wettbewerb, der sportlich minderwertig ist -, während gleichzeitig hochklassige Entscheidungen fielen.

Der Deutsche Rugby-Verband hat bereits 2010 die Konsequenzen aus der TV-Monokultur gezogen und den Vertrag mit ARD und ZDF nicht verlängert. Curling ist dem Beispiel gefolgt. Der Erfolg der Abtrünnigen bei der Eigenvermarktung ist bisher bescheiden, sonst müssten die Rugbyspieler wohl kaum ihre Bundesliga unterteilen, um Fahrtkosten zu sparen. Aber solange die Sender nicht den Fokus aufziehen und die Vielfalt entdecken, ist Selbsthilfe gefragt, um aus dem Schatten zu treten.