Die Zahl der Langzeiturlauber aus den Golfstaaten steigt. Von den solventen Kunden profitieren Nobelhotels und Luxusläden in der City.

Hamburg. Sie kaufen gern und viel ein, bevorzugt Luxusmarken. Sie urlauben monatelang in Hamburgs noblen Hotels und schätzen die Ärzte in Hansestadt: Die sechsköpfige Familie Alrowaeiei aus Bahrain zählt zu den Touristen aus den arabischen Golfstaaten, die an der Elbe lange Ferien verbringen. 24.716 Übernachtungen arabischer Gäste sind allein von Januar bis Ende Juni gezählt worden, das entspricht einem Zuwachs von 56,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Jahr 2011 sorgten die Gäste aus dem arabischen Raum für rund 38.000 Übernachtungen.

Dass immer mehr Gäste aus den arabischen Golfstaaten anreisen, freut auch Hamburg-Tourismus-Chef Dietrich von Albedyll: "Hamburg genießt einen ausgesprochen guten Ruf bei dieser Klientel. Besonders nachgefragt sind Gesundheitsversorgung und Luxusshopping. Und geschätzt wird das maritime Flair." Der Tourismus-Chef kündigte an: "Durch den weiteren Ausbau der Passagierkapazitäten auf Kreuzfahrtschiffen und durch gezielte Marketingmaßnahmen werden wir die Anziehungskraft Hamburgs weiter erhöhen."

Besonders beliebt bei arabischen Gästen sind Luxushotels wie das Vier Jahreszeiten, das Marriott oder das Park Hyatt in der Innenstadt. Dort sind beispielsweise auch die Alrowaeieis aus Bahrain seit 2009 Stammgäste. Jedes Jahre kommt das Paar mit den vier Kindern für mehrere Wochen in die Nobelherberge: "Wir lieben diese Stadt", sagt Mutter Hyatt Alrowaeiei auf Englisch. "Diese wunderbare Stadt ist für uns so etwas wie eine zweite Heimat geworden. Wir lieben den Hafen und vor allem die Shoppingmöglichkeiten."

Die Hamburger seien herzliche Menschen und sehr serviceorientiert. Und ihr Mann Hassan, der in Bahrain für eine Ölfirma arbeitet und zwei Restaurants betreibt, ergänzt: "Wir genießen die angenehmen Temperaturen hier, bei uns sind nämlich momentan 45 Grad und mehr."

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Bei ihren Aufenthalten machen sie auch immer mal wieder kurze Abstecher in andere deutsche Städte wie Bremen oder München. Aber: "Die können mit Hamburg nicht mithalten", sagt Hayat Alrowaeiei.

Die vier Kinder im Alter zwischen ein und zehn Jahren fühlen sich inzwischen auch schon heimisch an der Elbe. Der zehnjährige Hamad, dem die Eltern in diesem Jahr ein Fahrrad in Hamburg gekauft haben, zieht regelmäßig im Hotelpool seine Bahnen. Gut gefallen habe es ihm auch im Alten Land: "Da habe ich zum ersten Mal Erdbeeren gepflückt." Für seine Zwillingsschwester Aysha haben die regelmäßigen Besuche auch einen medizinischen Aspekt. Das Mädchen leidet an einem Gendefekt und wird deshalb bei ihren Hamburg-Aufenthalten im Altonaer Kinderkrankenhaus behandelt.

Wie zu Hause fühlt sich die Familie in ihrer 75-Quadratmeter großen Hotelsuite. In diesem Jahr waren sie anderthalb Monate hier - wichtig ist der Familie die voll ausgestattete Küche: "Wir kochen häufiger mal, und dann gehen wir zum Beispiel auf dem Steindamm in St. Georg einkaufen, hier finden wir die passenden Zutaten", sagt Hayat Alrowaeiei.

Und die Alrowaeieis sind nicht die Einzigen, die selbst kochen wollen - trotz 24-Stunden-Zimmerservice. Auch andere Gäste aus den arabischen Golfstaaten bereiten ihre Speisen selber zu: 31 Appartements hat das Fünf-Sterne-Superior-Hotel Hyatt - und in den Sommermonaten leben nach Angaben des Hotels hier fast ausschließlich Familien aus dem arabischen Raum.

"Wir haben spezielle Ansprechpartner für unsere arabischen Gäste, denn ihnen ist die persönliche Betreuung besonders wichtig", sagt Hyatt-Sprecherin Kathrin Schaffner. Auch auf die Gepflogenheiten werde Rücksicht genommen: "Es werden frische und getrocknete Früchte, Datteln und Säfte statt Alkohol zur Begrüßung auf die Zimmer, Suiten und Appartements gestellt", sagt Schaffner. Es liegen arabische Zeitungen aus und TV-Sender aus der Heimat können selbstverständlich empfangen werden. Und: "Es gibt auch arabisch-sprachige Mitarbeiter, die mit der arabischen Kultur vertraut sind und bei Sprachbarrieren behilflich sind", sagt Schaffner. Natürlich hat der Rundumservice seinen Preis: Ein 75-Quadratmeter-Appartement kostet bei Langzeitaufenthalten 165 Euro pro Nacht - ohne Verpflegung.

Aber Geld spiele bei diesen Gästen meist keine Rolle. Davon profitieren auch die Geschäfte am Neuen Wall. Auch das Alsterhaus hat für einen Scheich und besondere Gäste nach eigenen Angaben auch schon mal nach Ladenschluss exklusiv die Türen geöffnet. Das Haus bietet zudem einen VIP-Service an, der sich nach den individuellen Wünschen der Kunden richtet. Bei Unger am Neuen Wall kauft gerade in den Sommermonaten eine erhöhte Zahl arabischer Kunden ein. Besonders fixiert sei die arabische Kundschaft auf Topmarken, heißt es bei Unger.

Neben Nobelmarken legen die arabischen Gäste Wert auf erstklassige medizinische Versorgung. Auf diese Patientengruppe hat sich folglich auch das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) daher längst eingestellt. "Die Zahl der Patienten bleibt auf konstantem Niveau", bestätigt UKE-Sprecherin Christine Jähn. In der Regel seien es schwer kranke Patienten, die sich für einen Aufenthalt im UKE entschieden. Besonders nachgefragt sind laut Sprecherin Jähn die Fachbereiche Chirurgie, Onkologie, Endokrinologie und die Strahlentherapie. Verständigungsprobleme gebe es dabei im UKE nicht. "Wir haben seit 1995 einen Dolmetscherdienst. Und auch unsere Website ist ins Arabische übersetzt worden", sagt UKE-Sprecherin Christine Jähn.

Bisher vermittelte das Gesundheitsministerium der Emirate Patienten vor allem in Kliniken nach München und Bonn. "Die Handelskammer Hamburg will sich nun mit dem Ministerium vernetzen, um diese Patienten auch gezielt nach Hamburg zu holen", sagt der Abteilungsleiter Tourismus der Handelskammer, Dr. Malte Heyne, dem Hamburger Abendblatt. "Der Medizin- und Tourismusstandort Hamburg soll so weiter gefördert werden."