Deutsche Bahn, Praktiker, Öger Tours und viele andere Firmen entdecken den von vielen schon abgeschriebenen Standort in Hammerbrook.

Hamburg. Für einen Umzug wurde es höchste Zeit. "Wir sind seit Jahren auf Wachstumskurs und benötigen mehr Fläche", sagt Andreas Fischer, Geschäftsführer der Hansaton Akustik GmbH, die Hörgeräte produziert. In wenigen Wochen werden die Umzugskartons am bisherigen Standort in Barmbek gepackt. "Hier gab es keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr", sagt Fischer. Deshalb hat sich das exportstarke Familienunternehmen einen neuen Standort gesucht: City Süd.

"Das Dreieck zwischen Spaldingstraße, Amsinckstraße und Heidenkampsweg gilt als der innere Kern der City Süd und zieht immer mehr Firmen an", sagt Oliver Horstmann, Mitglied der Geschäftsleitung bei Engel & Völkers Commercial. Zwei Drittel der Büroflächen der City Süd befinden sich in diesem Bereich.

So wird die Deutsche Bahn ihren noch im Bau befindlichen zentralen Standort in Hamburg am Mittelkanal unmittelbar an der S-Bahn-Station Hammerbrook im ersten Quartal 2013 mit rund 1000 Mitarbeitern beziehen. Öger Tours mietet 1500 Quadratmeter am Heidenkampsweg 81, und die Baumarktkette Praktiker verlegt ihre gesamte Konzernzentrale aus dem Saarland an den Heidenkampsweg 99-101. Dort wurden 8500 Quadratmeter gemietet. "Das ist der bisher größte Einzelabschluss eines Mietvertrages in Hamburg in diesem Jahr", sagt Sami Steinbach, Vorstand der Angermann Real Estate Advisory AG. Immerhin entfallen drei der zehn größten Neuvermietungen in diesem Jahr auf die City Süd. "Uns haben das Gebäude, die Lage, der Zuschnitt und die Erweiterungsoptionen sehr zugesagt", begründet Praktiker-Sprecher Harald Günter die Wahl.

+++ Was Büros in der City Süd kosten +++

"Die Firmen schätzen die zentrale Lage zur Innenstadt, die gute Erreichbarkeit für die Mitarbeiter und das gute Preis-Leistungs-Verhältnis", sagt Horstmann. Nach der Innenstadt ist die City Süd seit vielen Jahren der zweitgrößte Bürostandort Hamburgs. In seinem erweiterten Bereich dehnt er sich im Osten bis zur Diagonalstraße und im Norden bis zum Berlinertordamm aus. Inzwischen haben sich hier rund 1100 Firmen mit 27 000 Mitarbeitern angesiedelt, darunter große und bekannte Arbeitgeber wie die Hamburger Sparkasse mit ihrem Dienstleistungszentrum, die DAK-Gesundheit, Olympus, Sharp und der Chemikalienhändler Helm AG. Das Unternehmen modernisiert gerade seinen Standort an der Nordkanalstraße. "Wegzuziehen war für uns keine Option", sagt eine Sprecherin des Unternehmens. "Denn die Firmendichte sorgt auch für ein gutes Netzwerk, von dem die Unternehmen profitieren", sagt Sybill Petermann, Sprecherin der Interessengemeinschaft City Süd.

Hansaton-Chef Fischer war zunächst skeptisch. "Ich hatte nicht das beste Bild von der City Süd", sagt er. Doch vor Ort änderte sich das schnell. "Der Standort hat eine gute Atmosphäre und eine hohe Dynamik", sagt Fischer. Er mietete 2700 Quadratmeter am Sachsenkamp und vergrößerte sich damit um fast 70 Prozent. Im dem Gebäude mit zeitloser Backsteinarchitektur war früher der Hamburger Versicherer Neue Leben. Die Assekuranz wollte sich vergrößern und zog in das neue Lindley Carrée in der City Süd. "Den Standort selbst haben wir nie infrage gestellt", sagt eine Sprecherin. "Als kostengünstiger Lebensversicherer wäre es für uns auch keine Option gewesen, in die HafenCity zu ziehen." Dort sind die Mieten fast doppelt so hoch. Das alte Quartier der Neue Leben wurde inzwischen modernisiert und wird so wieder neue Mieter anziehen. "Das zeigt auch, wie dynamisch der Markt hier ist", sagt Horstmann.

Potenziellen Mietern zeigt Makler Horstmann die City Süd gern zur Mittagszeit. Dann strömen alle aus ihren Büros. Das Gedränge an der Hammerbrookstraße und den angrenzenden Seitenstraßen ist dann genauso lebendig wie in Eppendorf oder Eimsbüttel. Zahlreiche Gaststätten, Cafés, Bistros und Bäckereien stillen dann den Hunger der Beschäftigten. "Vor zehn Jahren gab es nur einige Würstchenbuden", sagt Horstmann. "Heute kann man einen Monat lang zu Mittag essen, ohne am selben Ort erneut einkehren zu müssen", sagt Horstmann. Das ist vor allem für Firmen wichtig, die über keine eigene Kantine verfügen. Montags und mittwochs gibt es sogar einen Wochenmarkt. "Die Infrastruktur für die Beschäftigten ist sehr gut", sagt Sybill Petermann. Wer sich einmal für den Standort entschieden hat, der bleibt auch langfristig. "So hat die HUK Coburg ihren Mietvertrag über 5000 Quadratmeter Bürofläche im Nagelsweg gerade verlängert", sagt Christian Schön vom beratenden Makler Angermann. Der Mietvertrag der Bezirksverwaltung der gesetzlichen Unfallversicherung VBG läuft zwar erst 2015 aus. Doch schon jetzt ist klar: "Wir würden gern in der City Süd bleiben", sagt eine Sprecherin. Auch der ADAC Hansa errichtet seine neue Zentrale unmittelbar neben dem alten Standort Amsinckstraße/Ecke Nordkanalstraße.

+++ Neue Zentrale in der City-Süd: Hamburg angelt sich die Bahn +++

Das neue Gebäude der Bahn wird von der HBH Büro GmbH & Co. KG errichtet, einer Objektgesellschaft der Deutschen Immobilien AG und der Aug. Prien Immobilien. Die Deutsche Bahn hat es nur gemietet. "Derzeit läuft der Innenausbau wie Fliesenarbeiten, Elektroverkabelung oder Erstanstriche durch Maler", sagt eine Sprecherin der Deutsche Immobilien. Auch mit den Arbeiten an den Außenanlagen wurde bereits begonnen. "Für uns war die Nähe zum Hauptbahnhof für die Standortwahl ganz entscheidend", sagt eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Am neuen Standort, den Hammerbrookhöfen, werden 25 Organisationseinheiten der Bahn zusammengeführt, die bisher an fünf verschiedenen Standorten in Hamburg untergebracht sind.

Die Hammerbrookhöfe wurden inzwischen von der Deka Immobilien für ihre offenen Immobilienfonds gekauft. Auch beim Lindley Carrée hat die Immobiliengesellschaft der Sparkassen schon zugegriffen. "Es sind attraktive Objekte, von denen wir uns eine gute Rendite versprechen", sagt eine Deka-Sprecherin.