Deutschlands Arbeitsmarkt braucht mehr Hochqualifizierte

Der Schritt ist längst überfällig. Deutschland hat die Eintrittsbarrieren für hoch qualifizierte Fachkräfte aus dem außereuropäischen Ausland merklich gesenkt. Statt bisher 66 000 Euro müssen Experten seit August nur noch einen Vertrag über ein Jahresgehalt von 44 800 Euro nachweisen, wenn sie in der Bundesrepublik arbeiten wollen. Beherrschen sie einen der stark nachgefragten MINT-Berufe - also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik -, muss sogar nur ein Betrag von 34 944 Euro auf dem Lohnzettel stehen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Erleichterungen durch die neue Blue Card ausreichen, um Experten aus der ganzen Welt das Leben hierzulande schmackhaft zu machen.

Denn die deutsche Wirtschaft ist künftig mehr denn je auf die Zuwanderung angewiesen, wenn sie ihren Wohlstand aufrechterhalten will. Angesichts sinkender Geburtenzahlen wird die Bundesrepublik ihre Jobs nicht mehr allein mit Kräften aus dem eigenen Land besetzen können. Schon heute bleiben viele Ingenieursstellen monatelange vakant. Ähnlich sieht es auch bei Pflegekräften aus. Entsprechend sollten auch die Einwanderungshürden für Arbeitnehmer in solchen nachgefragten Berufen fallen.

Allerdings scheint die Bundesregierung die Dringlichkeit des Problems noch nicht begriffen zu haben. So ist die Einführung der Blue Card keineswegs eine deutsche Erfindung, sondern nur die Umsetzung einer EU-Richtlinie. Der Kampf um die besten Köpfe hat weltweit aber längst begonnen. Viele Experten aus Drittländern bevorzugen schon aufgrund der Sprache angelsächsische Länder als Arbeits- und Lebensmittelpunkt.

Deutschland muss deshalb noch mehr tun, um ein einwanderungsfreundliches Land zu werden. Vorbildlich agiert hier das Hamburg Welcome Center. Die Mitarbeiter helfen Neubürgern bei allen Formalitäten, geben Tipps in Familienfragen bis hin zur Wohnungssuche. Das ist gelebte Gastfreundschaft. Wer hier freundlich empfangen wird, vergisst dies niemals - und bleibt dann vielleicht sogar für immer.