Horn droht das größte deutsche Pferderennen zu verlieren. Verein schaltet Anwälte ein

Hamburg. Die Zukunft des Deutschen Derbys in Hamburg-Horn wird aller Voraussicht nach vor Gericht entschieden: Der Vorstand des Hamburger Renn-Clubs (HRC) hat gestern beschlossen, mit juristischen Mitteln um den Verbleib des traditionsreichen Sportereignisses in Hamburg zu kämpfen. Gegner ist das Direktorium für Vollblutzucht in Köln: Der nationale Galopper-Dachverband hatte direkt im Anschluss an das 143. Derby am 1. Juli den Wettstreit um das Blaue Band bundesweit ausgeschrieben - ein einmaliger Vorgang in der Turfgeschichte.

"Das Derby gehört keinen Personen und auch keinem Verein", sagt HRC-Präsident Eugen-Andreas Wahler, "es gehört nach Hamburg - und zwar seit 1869." Bis auf wenige kriegsbedingte Ausnahmen wurde das bedeutendste deutsche Pferderennen seitdem stets auf dem Horner Hippodrom ausgetragen. Der HRC hat nun die Anwaltskanzlei Huth, Dietrich, Hahn am Jungfernstieg eingeschaltet. "Wir prüfen konkrete rechtliche Schritte gegen das Direktorium", bestätigt Wahler. Zur Diskussion stehen unter anderem ein Antrag auf Unterlassung und eine Schadenersatzklage. Schon jetzt sei die Auswirkung für Hamburgs Derbybahn schwerwiegend - nicht nur wirtschaftlich. "Die Sponsoren sind verunsichert", sagt Wahler. Verliere Hamburg das Derby, habe sich auch das Thema einer vom Senat favorisierten neuen Doppelrennbahn in Horn erledigt.

Ob das Blaue Band auch 2013 an angestammtem Ort ausgetragen wird, ist offen. "Die Entwicklung des Derbys in Hamburg ist seit Jahren rückläufig", hält Andreas Tiedtke, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Galopper-Direktoriums, dagegen. "Es geht nicht um den Ort, sondern um ein zukunftsträchtiges Konzept." Bis morgen läuft die Ausschreibungsfrist. Neben München erwartet Tiedtke einen dritten Bewerber im Rennen um das Derby. Binnen vier Wochen müssen dann Pläne, Ideen und Etats eingereicht werden, bevor das Präsidium am 10. Oktober eine Entscheidung für die kommenden drei bis fünf Jahre fällt.

Fraglich ist, ob sich der Hamburger Renn-Club überhaupt an der Bewerbung beteiligen wird: Der Verband ist nach HRC-Logik nicht befugt, das von jeher in der Hansestadt etablierte Ereignis anderweitig zu vergeben. "Hamburg ist Derbystadt. Basta!", schimpft Renn-Club-Vizepräsident und Züchter Albert Darboven. Mit allen Mitteln werde man für den Verbleib der Traditionsprüfung kämpfen. "Das Vorgehen des Direktoriums ist ein Unding und zeugt von miserablem Stil", meint der Kaffeekaufmann. "Eine solche Maßnahme ohne Ankündigung und jegliches Vorgespräch zu inszenieren ist ein Überfall."