Mitten in der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise gründeten die beiden Schifffahrtskaufleute Alexander Tebbe und Lucius Bunk Ende 2010 in Hamburg eine neue Reederei. Unterstützt von stadtbekannten Kaufleuten wie Ian Karan bauen sie seither eine Flotte von Mehrzweckfrachtern auf. Wirtschaftlich sinnvoll ist das schon deshalb, weil derzeit am Markt gebrauchte Schiffe günstig zu haben sind - nicht zuletzt bei Versteigerungen.

Die Expansion der kleinen Reederei Auerbach Schifffahrt verdeutlicht zwei grundlegende Phänomene der Wirtschaft: Werte wie etwa Schiffe gehen in einer Krise nicht zwangsläufig verloren, sie werden häufig nur neu verteilt. Deshalb erwachsen aus den meisten Krisen auch Chancen. Es macht einen großen Unterschied, ob zum Beispiel ein Schiff neue Eigner bekommt, weil es zuvor wirtschaftlich gescheitert ist - oder ob ein technologischer Sprung eine ganze Generation von Anlagen und Investitionen plötzlich entwertet. Die beiden Jungreeder vom Hamburger Ballindamm stärken die städtische Wirtschaft, wenn ihr Unternehmen erfolgreich ist.

Die Verwertung von Schiffen, die Pleite zahlreicher Schiffsfonds zeigt zugleich, dass gerade in der Zeit kurz vor Beginn der Weltfinanzmarktkrise Schiffe zu Preisen gebaut wurden, die mittlerweile irreal erscheinen. Wer im Boom investiert - das gilt für Schiffsfonds wie für Aktien und viele andere Anlageformen - riskiert weit mehr als diejenigen, die den Beginn eines neuen Aufschwungs zeitgenau treffen.

An diesem ewigen Auf und Ab der Märkte werden wohl auch die Lehren aus der jüngsten Krise nichts ändern.