Ein Kommentar von Alexander Laux

Wie schwer, fast unmöglich es ist, sich im Spitzensport korrekt im Spannungsfeld zwischen dem angestrebten maximalen Erfolg sowie Werten wie Fairness und Respekt zu bewegen, zeigte sich in dieser Woche in London. Gut in Erinnerung sind noch die vier Badmintondoppel aus China, Indonesien und Südkorea, die absichtlich verlieren wollten, um starken Gegnern aus dem Weg zu gehen. Vier Tage später gab der gebürtige Krefelder Philip Hindes nach dem Gewinn des Bahnrad-Goldes für die Briten zu, während der Qualifikation einmal absichtlich gestürzt zu sein, um einen Neustart zu ermöglichen.

Obwohl beide Verhaltensweisen dem Regelwerk nicht widersprechen, wurden sie unterschiedlich geahndet. Während die Badmintonteams vorzeitig ihre Koffer packen mussten, blieb das Vorgehen Hindes' ohne Folgen. Um den historischen Triumph von Hindes' Teammitglied Chris Hoy, der seine fünfte Goldmedaille gewann, nicht zu gefährden, gab es sogar peinliche Ausreden: Während Hindes' Trainer die Aussagen des Athleten als Scherz interpretierte, sprach der britische Verband eilig von einem Übersetzungsfehler. Noch ein Scherz.

Nein, dieses Gold hat keinen Glanz. Wer die Badmintonspieler ausschließt, hätte auch die britischen Radsprinter nachträglich disqualifizieren müssen, schließlich haben beide den Fairnessgedanken missbraucht. Wer aber meint, Moral habe im Sport schon lange nichts mehr verloren, muss gleiche Maßstäbe für alle ansetzen. Dann ist eben alles erlaubt, was die Regeln möglich machen.