Eine Glosse von Vanessa Seifert

90 Minuten hat die Fahrt vom Büro nach Hause gedauert. Bevor Sie fragen: Nein, ich wohne nicht in Berlin. Nein, ich pendle nicht mit dem ICE an die Spree. Ich habe es - mit freundlicher Unterstützung des Metrobusses 5 - geschafft, für sieben Kilometer innerhalb Hamburgs anderthalb Stunden zu brauchen. Abgefahren? Das kann man so nicht sagen, es fuhr im Prinzip ja nix.

Schon am Gänsemarkt wies die digitale Anzeige darauf hin, dass die Linie 5 wegen der Sperrung am Dammtor an dieser Haltestelle nicht bedient werde. Dafür war dann zumindest ich schon mal bedient und wanderte brav zum angegebenen Ersatzhalt am Valentinskamp. Dort wurde ich zwar nicht abgeholt, hatte aber beste Sicht auf meinen Bus, der doch am Gänsemarkt alle anderen Fahrgäste aufnahm. Kurz wähnte ich mich in einer Reality-Folge von "Verstehen Sie Spaß?", konnte aber keine versteckte Kamera entdecken und stieg in den nächsten Bus ein. An der Haltestelle, die eigentlich außer Betrieb war.

Außer Betrieb war dann auch gleich der Bus. Auf dem Gorch-Fock-Wall - Umleitungsstrecke! - ging nichts mehr. Gut, stimmt nicht ganz: Die Türen gingen auf. Er habe einen Unfall gehabt, bitte alle aussteigen, meinte der Fahrer auf Nachfrage. Also kleiner Klassenausflug zur nächsten Ersatzhaltestelle. Dann schoben wir uns im großen Kreis - und im Schneckentempo - am Dammtor vorbei. Meine Beisitzerin rief schon mal zu Hause an: "Schatz, fang bitte mit dem Abendessen an. Ich geistere hier noch in der Stadt herum." Ob es am Montag besser wird? Auf jeden Fall. Ich fahre jetzt nämlich wieder mit dem Rad.