Der Schmuckhändler erweitert seine Filiale am Neuen Wall in der City. Deutsche geben immer mehr Geld für Uhren und Ringe aus.

Hamburg. Während Einzelhändler wie Salamander Hamburgs begehrte Citylagen wegen zu hoher Mieten verlassen wollen, verstärkt der Luxuskonzern Cartier seine Basis in bester Hamburger Lage. Nach fünf Monaten Umbau ist das Geschäft am Neuen Wall nicht nur größer, sondern auch eleganter geworden. Die Verkaufsfläche im Erdgeschoss wurde erweitert, sodass die Kunden nun auf 137 Quadratmetern Ausstellungsstücke finden können. Im Obergeschoss ist zudem ein VIP-Bereich, in dem die Interessenten wertvolle Juwelen und Unikate in aller Ruhe anschauen können.

"Hamburg ist für uns ein sehr wichtiger Standort. Die Stadt hat Tradition und ein gutes Kundenklientel", sagt Patricia Gandji, Nordeuropachefin von Cartier. Im Erdgeschoss der erweiterten Filiale werden weiterhin Schmuck, Uhren und Accessoires präsentiert. Von Handtaschen aus der eigenen Ledermanufaktur, Feuerzeugen, Füllern, Parfüm bis hin zu Schmuck und Uhren sind sämtliche Produkte des 1847 gegründeten Unternehmens in dem Laden zu haben. Zu den günstigsten Angeboten zählen Schlüsselanhänger für 199 Euro. Doch nach oben gibt es preislich keine Grenzen. Cartier ist seit 19 Jahren mit einem unternehmenseigenen Geschäft in Hamburg vertreten. Während der Schmuck nur über die eigene Filiale verkauft wird, können die Uhren auch bei Partnerjuwelieren wie Wempe und Bucherer erworben werden.

Deutschland ist laut Gandji der wichtigste Markt im Nordeuropageschäft. Die Managerin wurde als erste Frau vor vier Jahren zur Chefin einer Region ernannt. "Aber inzwischen sind mehr Frauen bei Cartier in Spitzenpositionen tätig", sagt sie. Schmuck ist nun mal in erster Linie Frauensache. Auch die Hamburger Filiale wird mit Kathrin Haller von einer Frau geführt. Sie und ihre sieben Mitarbeiter haben das Geschäft bereits am 26. Juli eröffnet. Das große Einweihungsfest findet allerdings erst Anfang September statt.

+++Hamburgs Top-Einkaufsmeilen immer beliebter+++

Eine reißende Nachfrage nach Schmuck und Uhren in Asien hat der Schweizer Konzern Richemont, zu dem neben Cartier auch Montblanc, der Hamburger Produzent von Füllfederhaltern gehört, in diesem Jahr einen Rekordgewinn beschert. Der Konzern, der unter anderem auch die Uhrenmarken IWC und Jaeger-LeCoultre besitzt, steigerte den Reingewinn des im März beendeten Geschäftsjahrs 2011/12 um 43 Prozent auf 1,54 Milliarden Euro. Die Verkäufe in Asien legten um 46 Prozent zu und machen inzwischen 42 Prozent des gesamten Konzernumsatzes von 8,87 Milliarden Euro aus. Welcher Anteil davon auf Cartier entfällt, kann nur geschätzt werden. Denn Richemont ist sehr verschwiegen. Das Unternehmen nennt keine Bilanzzahlen seiner Tochtergesellschaften. Nach Expertenschätzungen soll Cartier etwa die Hälfte des Umsatzes des Gesamtkonzerns erwirtschaften und sogar mehr als die Hälfte des Gewinns.

Gerade in der Krise erwerben die Deutschen neben Immobilien und Gold immer öfter auch Schmuckstücke als Geldanlage. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts und eigener Hochrechnungen des Bundesverbands Schmuck und Uhren hat der Gesamtumsatz der Branche im vergangenen Jahr rund 853 Millionen Euro erreicht und somit im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 25 Prozent zugelegt. Damit konnte das beste Ergebnis seit zehn Jahren erzielt werden. Davon hat auch Cartier profitiert, allein im April ist der Umsatz des Unternehmens nach Abendblatt-Informationen um weitere 20 Prozent gestiegen. Mit etwa 581 Millionen Euro konnte sich die deutsche Uhrenindustrie über ähnlich hohe Zuwachsraten freuen. Angesichts niedriger Arbeitslosenzahlen und Einkommenssteigerungen in Deutschland bleibt die Konsumlaune hoch, und das kommt auch dem Absatz von Schmuck und Uhren zugute, so der Verband.

Auch davon profitiert der in Paris von Louis-François Cartier gegründete Konzern. Cartiers Sohn Louis machte die Firma weltweit bekannt, als er im Jahr 1904 eine Armbanduhr entwickelte, die er nach seinem Freund, dem brasilianischen Flugpionier Alberto Santos-Dumont Santos nannte, auf dessen Anregung sie entstanden war. Das Modell bietet Cartier noch heute an, genauso wie die legendäre Tank, die 1917 erfunden wurde und laut Gandji zum am meisten verkauften Modell des Unternehmens zählt.

"Cartier verkörpert Tradition", sagt Gandji. Schließlich beliefert das Unternehmen seit Jahren auch Könige, Maharadschas und Stars aus der US-Filmindustrie in Hollywood. Für Tradition steht auch der bereits seit 1924 angebotene Trinity-Ring. Gandji zeigt eine Version für 600 Euro. "Auch dieses Schmuckstück wird immer noch stark nachgefragt", sagt sie und blickt verträumt auf den Ring.