CDU und Gal schlagen stärkeren Schutz von Uferstreifen vor. Doch einige Höfe könnte der Schritt die Existenz kosten, klagt der Bauernverband.

Hamburg. Kilometerlang schlängelt sich der Allermöher Deich an der Dove Elbe entlang. Der Hof von Niels Peter Posewang liegt auf einem schmalen Stück direkt zwischen Wasser und Straße. "Eine Traumlage", sagt der Bauer aus den Vier- und Marschlanden. "Unsere Wasserfront ist 120 Meter lang und die beste Fläche, um Gemüse anzubauen."

Die traumhafte Lage könnte für Posewang jedoch bald zum Albtraum werden. Laut dem neuen Hamburgischen Naturschutzgesetz, dessen Entwurf CDU und GAL jetzt vorgelegt haben, sollen neben dem Hafengebiet und Biotopen unter anderem auch Uferstreifen besser geschützt werden. Die Folge: Ein zehn Meter breiter Schutzstreifen an natürlichen Gewässern könnte bereits ab Mai von der Bewirtschaftung ausgenommen werden, wie der Hamburger Bauernverband befürchtet.

"Das würde für viele Betriebe erhebliche Einbußen bedeuten", sagte Verbandspräsident Heinz Behrmann dem Abendblatt. Vor allem in den Vier- und Marschlanden sowie im Alten Land seien viele Höfe wegen der zahlreichen Gewässer bedroht. Allein an Dove und Gose Elbe in den Vier- und Marschlanden zählt die Landwirtschaftskammer rund 60 betroffene Betriebe, die meist Gemüse und Zierpflanzen anbauen. Insgesamt gibt es in Hamburg noch rund 980 landwirtschaftliche Betriebe, etwa die Hälfte davon sind Gärtnereien, nur ein Viertel klassische Bauernhöfe mit Äckern und Vieh. "So manchen Landwirt könnte das neue Gesetz sogar die Existenz kosten", sagt Behrmann. "Wenn das Naturschutzgesetz in der jetzt geplanten Fassung verabschiedet wird, dann kann Hamburg die Landwirtschaft knicken."

Auch für Niels Peter Posewang, der seinen Familienbetrieb gemeinsam mit seinem Bruder führt, ist der Uferstreifen unbezahlbar. Er würde knapp zehn Prozent seiner Gesamtfläche von sechs Hektar verlieren, auf denen er Kohlrabi, Lollo Rosso und andere Salate zieht. "Direkt am Wasser ist es am wärmsten, deshalb bepflanzen wir die Fläche im Frühjahr als Erstes", sagt Posewang. "Wenn der Streifen wegfällt, kommen wir mit unseren Salaten später auf den Markt und die Konkurrenz aus dem sonnigeren Süden macht das Geschäft." Sein Nachbar Henning Beick, der auf seinem Stück Land zwischen Allermöher Deich und Dove Elbe Zierpflanzen anbaut, hat ähnliche Sorgen. Auch seine Dahlien, Sonnenblumen und Chrysanthemen gedeihen in der sonnigen Lage direkt am Wasser besonders gut. Zudem sieht er Risiken, wenn der potenzielle Schutzstreifen nicht mehr gepflegt wird: "Wenn dieses Stück renaturiert wird, werden sich wilde Pflanzen und Tiere ansiedeln, die meinen Blumenkulturen schaden", sagt der Landwirt. "Unsere Gewinnspannen sind ohnehin nicht riesig, da können wir nicht auf einen Teil der Anbauflächen verzichten."

Der Hamburger Bauernverband setzt nun auf die Anhörung von Experten im Umwelt- und Wirtschaftsausschuss, die am 15. April stattfinden soll. "Wir werden alle Bedenken ernst nehmen und einzelne Härtefälle prüfen", verspricht GAL-Fraktionssprecher Jan Dube. Wie die GAL mitgeteilt hatte, geht der Gesetzentwurf in wichtigen Bereichen deutlich über das Bundesgesetz hinaus. Am 5. Mai will die Hamburger Bürgerschaft abschließend über das Thema beraten, sodass die neuen Regelungen noch im Mai in Kraft treten könnten. Die Änderungen des Landesgesetzes waren wegen des seit 1. März geltenden Bundesnaturschutzgesetzes nötig geworden.

Die Hamburger Bauern sind nicht die einzige Gruppe, die gegen die geplanten Neuerungen Sturm läuft. Der Naturschutzverband Nabu hat bereits angekündigt, notfalls gegen Regelungen zum Sonderstatus des Hamburger Hafens, das sogenannte Hafenprivileg, zu klagen. Den Umweltschützern gehen die Auflagen zum dortigen Flächenschutz nicht weit genug.