Unternehmer um Michael Otto wollen sich für bessere Arbeitsbedingungen, Nachhaltigkeit und weniger Umweltverschmutzung einsetzen.

Hamburg. Sie wollen erreichen, dass ihre Produkte ohne Kinderarbeit hergestellt werden, dass nachhaltige Materialien zum Einsatz kommen und der CO2-Ausstoß in ihrem Unternehmen und bei Lieferanten sinkt: 75 Unternehmer und Wissenschaftler diskutierten gestern in Hamburg beim neuen "Hermes Future Forum" über das Thema unternehmerische Gesamtverantwortung für die Gesellschaft oder, neudeutsch: Corporate Social Responsibility (CSR).

Die Veranstaltung soll künftig möglichst alle zwei Jahre stattfinden, wie Hanjo Schneider, Mitglied des Vorstands der Otto-Gruppe und Chef der Otto-Tochter Hermes, sagte.

Michael Otto, Eigentümer des Hamburger Versenders Otto, ist sich schon lange der Dringlichkeit des Themas CSR bewusst. "Schon 1996 haben große Handelsketten wie wir begonnen, eine Selbstverpflichtung zur verantwortungsbewussten Produktion einzuführen."

Inzwischen seien bereits 400 Firmen beigetreten. "Die Unternehmen haben die größte Chance, schnellen Fortschritt bei CSR herbeizuführen", sagte Puma-Chef Jochen Zeitz. "Die Politik allein wird dies nicht schaffen." Für Otto und Zeitz ging es bei dem Forum in erster Linie darum, mit international renommierten Experten wie dem Nobelpreisträger Muhammad Yunus und Kofi Annan nach Wegen und neuen Standards für weltweites globales Handeln zu forschen, die die Welt im Sinne von CSR positiv verändern.

Kosten für Umweltschäden in der Unternehmensbilanz berücksichtigen

Otto forderte, dass die Wirtschaft solche Firmen "aussortieren" müsse, die zwar versprechen, dass sie nachhaltig handeln, aber dies nicht tun. "Die Verbraucher merken schnell, wer es ernst meint und wer nicht", sagte er. Zeitz regte an, dass zum Beispiel Umweltschäden, die Unternehmen verursachen und in von der Allgemeinheit bezahlt werden, über die Gewinn- und Verlustrechnung in der Bilanz aufgenommen werden sollten. "Wenn dies geschieht, sinken die Gewinne. Die Firmen erkennen dann, wo in Sachen Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung noch Handlungsbedarf besteht."

Vor dem Forum hatten Yunus und Otto die Offene Ganztagsschule Hegholt in Bramfeld besucht. Sie ist Kooperationspartner in einem Projekt, bei dem es nicht um Gewinnmaximierung geht, sondern um die Lösung von sozialen und ökologischen Problemen: Mit der Initiative "Cotton made in Africa" setzt sich die Otto-Stiftung Aid by Trade Foundation für einen nachhaltigen Baumwollanbau und bessere Lebensbedingungen der afrikanischen Baumwollbauern ein.

Aus dieser FairTrade-Baumwolle wird Schulkleidung für die Hegholt-Schüler produziert - von lange Zeit arbeitslosen oder behinderten Näherinnen der Beschäftigungsgesellschaft Hamburger Arbeit.