Der Solaranlagenbauer schreibt wieder Gewinn, doch hohe Schulden belasten. Ein Gutachten untersucht den Sinn einer Anschlussfinanzierung.

Hamburg. Eigentlich steht der angeschlagene Hamburger Solaranlagenbauer Conergy nach drei Jahren mit Umsatzrückgängen und hohen Verlusten wieder gut da. Das Unternehmen hatte zuletzt nach Angaben des scheidenden Firmenchefs Dieter Ammer in drei Quartalen hintereinander schwarze Zahlen geschrieben. Viele neue Solarparks wurden im Auftrag von Kunden aus aller Welt gebaut, auch für die Zukunft sei das Unternehmen als laut Ammer weltweit einziger Systemlieferant gut gerüstet. "Wir erwarten dieses Jahr ein positives operatives Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern (Ebita) von 30 Millionen Euro bis 40 Millionen Euro", sagte Ammer auf der Hauptversammlung in Hamburg. "Wir können uns an der Spitze des Marktes wieder sehen lassen. Conergy ist über den Berg."

Kreditgeber signalisieren Bereitschaft, Restrukturierung zu unterstützen

Doch Ammer wäre ein schlechter Manager, wenn er nicht auch über die Risiken reden würde. Conergy befindet sich wegen seiner 269 Millionen Euro Schulden im Klammergriff der Banken. Ammer hat im Juli im quasi letzten Moment erreichen können, dass die damals rund 20 Banken ihre Verträge bis Ende 2011 verlängerten, um Conergy Spielraum für Wachstum zu geben. Doch das Darlehen war an eine Bedingung geknüpft: Bis zum 21. Dezember dieses Jahres soll ein Gutachten klären, ob eine Anschlussfinanzierung nach 2011 für die Banken überhaupt noch sinnvoll ist. Kommt die von der Geldgeberseite beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers zu einem gegenteiligen Schluss, wird es für Conergy eng. Dann kann der erst im Sommer vereinbarte Kredit schon am 21. Dezember von den Instituten gekündigt werden. Conergy - der Solaranlagenbauer beschäftigt 1500 Mitarbeiter, davon gut 400 in der Hansestadt - müsste neue Geldgeber suchen oder schlimmstenfalls wegen Überschuldung in die Insolvenz gehen.

Das wollen Conergy und Banken aber verhindern. "Sollte das Gutachten zu dem Schluss kommen, dass eine Anschlussfinanzierung unseres Kredits über den 31. Dezember 2011 hinaus nicht möglich ist, haben alle beteiligten Kreditgeber schon heute ihre grundsätzliche Bereitschaft dokumentiert, uns in diesem Fall bei der Restrukturierung der Verbindlichkeiten zu unterstützen und vorgeschlagene Maßnahmen wohlwollend zu prüfen", sagte Ammer. Im Klartext: Eine Anschlussfinanzierung sei zwar wahrscheinlich, aber noch nicht sichergestellt. Conergy könne sich auch vorstellen, dass Kredite in Eigenkapital umgewandelt werden und die Schulden gelöscht würden, weil die Gläubiger im Gegenzug Conergy-Aktien im Wert ihres Kredits erhalten. Für die bisherigen Aktionäre wäre dies schmerzlich. Denn neue Aktien würden den Kurs weiter nach unten drücken.

Verlängerung der Kreditlinie hat Conergy viel Geld gekostet

Zum großen Kreis der Gläubiger gehört neben dem Großaktionär Commerzbank inzwischen mindestens ein Hedgefonds. Die Gesellschaft York Capital habe den Kredit der Barclays Bank übernommen, sagte Ammer. Zudem gebe es Vermutungen, dass die Société Générale ihre Forderungen an einen Finanzinvestor verkauft habe. Die Verlängerung der Kredite kostet Conergy viel Geld, wie Ammer einräumte. So seien die Zinsen um 0,65 Prozent angehoben worden. Sie lagen zuvor bereits zwei Prozent über dem Referenzzinssatz.

Die Firma ist seit 2007 in der Krise. Ammer wechselte damals vom Aufsichtsrat auf den Chefsessel. Er hat mit seinem Sanierungskurs und massivem Personalabbau dafür gesorgt, dass der Nettoverlust 2009 mit 79 Millionen Euro nach 306 Millionen Euro 2008 deutlich niedriger ausgefallen ist. 2010 hat Conergy außerdem einen Rechtsstreit mit einem US-Lieferanten beigelegt und sich so Entlastung in Milliardenhöhe verschafft. Gestern musste sich Ammer von Aktionärsschützern fragen lassen, warum er sich nicht schon als Aufsichtsrat massiver eingeschaltet hat.

"Für mich waren die letzten fast drei Jahre die beruflich anspruchsvollsten in meinem Leben", sagt der 60-Jährige. Jetzt wechselt er in den Aufsichtsrat. Bis ein Nachfolger gefunden ist, wird Conergy von den Managern Sebastian Biedenkopf und Andreas Wilsdorf geführt, sagte Aufsichtsratschef Norbert Schmelzle. Man stünde aber bereits mit möglichen Chefkandidaten im Gespräch. Ursprünglich sollte Ex-Infineon-Manager Andreas von Zitzewitz Nachfolger werden. Doch der hatte Conergy kürzlich im Streit verlassen.