Exponate von Mörder Fritz Honka über Erpresser Dagobert bis zu den Fälschern der Hitler-Tagebücher. Eröffnung soll 2010 sein.

Hamburg. Es ist eine Art reales Gruselkabinett. Eine Geisterbahn ohne Wagen, dafür mit richtigen Mördern und Vergewaltigern. Eine Messe der schlimmsten Verbrechen, deren Zeugnisse tief unten im Keller eines unscheinbaren Klinkerbaus auf dem Gelände der Landespolizeischule in Alsterdorf lagern. Die Lehrmittelsammlung der Hamburger Polizei ist nichts für Zartbesaitete: Da liegt der "Fuchsschwanz", mit dem Frauenmörder Honka seine Opfer zersägte, neben den gefälschten Hitler-Tagebüchern und einem Mini-U-Boot, das der Kaufhaus-Erpresser Dagobert für eine Geld-Übergabe gebaut hatte.

Stimmen die Planungen im benachbarten sternförmigen Bau des Polizeipräsidiums, dann könnten viele der Exponate bereits Anfang 2010 im ersten Hamburger Polizeimuseum zu bewundern sein und Besuchern Schauer über den Rücken jagen. Kein verstaubtes Museum wünscht sich Polizeipräsident Werner Jantosch, sondern eine Art Polizei-Disneyworld auf 1400 Quadratmetern, in der sich der Besucher erkennungsdienstlich behandeln lassen, Fingerabdrücke auswerten, Kriminalfälle anhand von Originalakten lösen und Verbrecher in der simulierten Hubschrauberfahrt jagen soll. In dieser Form bundesweit einmalig.

Über vier Etagen soll das Polizeimuseum einen interaktiven Einblick in die Arbeit der Ermittler geben und die wichtigsten Ereignisse aufzeigen, die die Entwicklung der Hamburger Polizei entscheidend geprägt haben: etwa die Sturmflut 1962, nach der die Polizei völlig umstrukturiert wurde; der RAF-Terrorismus, der 11. September 2001.

Doch nicht nur das: Die Bibliothek (etwa 3000 Fachbücher) soll ausgebaut werden und im Keller ein "Erwachsenenbereich" entstehen - "mit den Fällen, die nichts für Kinder sind", sagt Ernst Auch. Seit Monaten durchstöbert der 55-jährige Kriminalhauptkommissar zusammen mit seinem Kollegen Polizeioberkommissar Bernd Heide (48) die Archive und versucht, die mehr als 5700 Asservaten für das Museum aufzubereiten. Noch aber wird das 1936 errichtete Gebäude im Schatten des Polizeipräsidiums - das lange die Kantinen der Polizeischule beherbergte - grundsaniert, danach kann der Innenausbau beginnen.

Bereits heute ist die Lehrmittelsammlung, die seit 1893 Jahr für Jahr ausgebaut wurde, ein beliebtes Ziel von Staatsanwälten, Polizisten und Forschern aus der gesamten Republik - schließlich sind viele Fälle einzigartig. Und dass auch das Museumskonzept ein Erfolg wird - das Anleihen bei vielen interaktiven Ausstellungshäusern wie dem Hygienemuseum in Dresden nimmt - daran zweifelt bei der Polizei niemand. "Allein 2007, als die Lehrmittelsammlung zu Teilen in der Finanzbehörde ausgestellt wurde, rannten uns die Besucher die Türen ein," sagt Kurator Heide. Zudem soll die Sammlung ständig erweitert und mit aktuellen Fällen auf den neusten Stand gebracht werden, sagt der Oberkommissar.