Die “Hobbits“ möchten ins Gewerbegebiet ziehen, um nicht zu stören. Doch selbst dort sollen sie vertrieben werden.

Es vergeht kaum eine Woche, in der es keinen Streit um den Betrieb einer Kita gibt. Mal beschweren sich Nachbarn in Wohngebieten über den Lärm spielender Kinder - wie im Fall der "Marienkäfer" in Wandsbek oder Sternipark an der Reventlowstraße in Othmarschen. Mal fürchten Anwohner um den Wert ihrer Häuser, der angeblich durch einen benachbarten Kindergarten sinkt. Deshalb weichen Kita-Betreiber sogar schon auf wenig attraktive Umfelder in Gewerbegebieten aus, wo sie niemanden stören.

Zum Beispiel die "Hobbits" in Bramfeld. Am Fahrenkrön besteht bereits eine Kita, eine Krippe für null- bis dreijährige Kinder soll nun hinzukommen, um der starken Nachfrage gerecht zu werden. Ein benachbartes Gebäude war schnell gefunden, der Architekt Bertold Kleta wurde für den Umbau beauftragt. "Seit November stehen wir mit dem Bauamt Wandsbek in Kontakt", sagt Kita-Leiterin Rita Wridt. "Uns wurde gesagt, dass die Genehmigung zwar noch etwas Zeit brauche, aber es sähe gut dafür aus."

Als die Mittel für den Umbau von der Sozialbehörde bewilligt wurden, unterschrieb Rita Wridt einen Mietvertrag für zehn Jahre. Dann, im Februar, signalisierte die Bauprüfstelle Bramfeld erstmals Bedenken bei der Genehmigung, beantragte eine Fristverlängerung. Der Grund: Laut Gesetz sind Kitas und Krippen in Gewerbegebieten gar nicht erlaubt. Es kann aber Ausnahmen geben, beispielsweise für Betriebskindergärten oder wenn alle Anrainer des Gewerbegebietes einverstanden sind. "Darüber hat uns niemand informiert", beschwert sich die Kita-Leiterin.

"In diesem Fall handelt es sich nicht um einen Betriebskindergarten. Zudem gab es von Unternehmen in dem Gebiet kein Einverständnis", sagt Bezirkssprecherin Christiane Kuhrt. "Wir wissen, dass Krippen-Plätze nötig sind, aber auch Gewerbe braucht seinen Platz." Unverständlich findet Rita Wridt das Verhalten der Firma für Messgeräte, die gegen die Genehmigung Widerspruch eingelegt hat - angeblich aus Sorge um erhöhten Verkehrslärm. Dass ein einziges Unternehmen über die Zukunft von zig Krippenplätzen entscheidet, ist in der Tat absurd. "Immerhin sind viele Eltern von dem Umbau abhängig, sie haben sich darauf verlassen, dass ihre Kinder ab Sommer bei uns betreut werden, ganz zu schweigen von den Alleinerziehenden."

Nach einem ersten Krisengespräch zwischen Betreiber und Behörden soll nun der Grundstückseigentümer, die Baufirma Köpke, die Situation klären. Ein zuvor aufgesetzter Vertrag soll versichern, dass es im Fall des Krippenbetriebs weder zu erhöhtem Verkehrsaufkommen noch zu Klagen von Eltern wegen Emissionen kommen wird. "Dafür möchten wir im Gewerbegebiet zumindest geduldet werden", sagt Rita Wridt. Eine Entscheidung wird in der Woche nach dem 20. April erwartet, wenn alle Beteiligten aus dem Urlaub zurück sind. Noch ist die Kita-Leiterin optimistisch, dass es zu einer Einigung kommt. "Falls das hier platzt, sitze ich auf einem Zehn-Jahres-Vertrag und über zwölf tausend Euro Investition, ganz zu schweigen vom Architekten-Honorar", sagt die 53-Jährige. Dann ist es ihrer Meinung nach an der Politik zu entscheiden, wo Kinder in Hamburg überhaupt noch erwünscht sind.

An freien Immobilien mangelt es dabei nicht. Viele Vermieter nehmen jedoch lieber einen Leerstand in Kauf, als an einen Kindergarten zu vermieten. Architekt Berthold Kleta berichtet, dass allein bei acht von zehn Kita-Projekten der Bau stockt, weil Anwohner Ärger machen.