Ein Kommentar von Achim Leoni

Für die Dauer von fünfeinhalb Minuten waren wir gestern eine Rudernation. Wir haben uns von der Präzision, der Harmonie und der Hingabe faszinieren lassen, mit der Eric Johannesen und die anderen den deutschen Achter zu Gold gezogen haben. Zuletzt hatten wir das vor 24 Jahren erlebt.

Es muss nicht wieder so lange dauern, bis sich dieser Erfolg wiederholt. Entscheidend wird sein, ob wir uns dazu bekennen, eine Rudernation zu bleiben. Denn das sind wir ja. In den deutschen Vereinen sind insgesamt 80 000 Mitglieder organisiert, kein nationaler Verband weist mehr aus, auch nicht der britische. Unsere Spitzenathleten aber sind bis auf einige wenige Ausnahmen auf die Unterstützung der Sporthilfe und der Vereine angewiesen. Das ist beschämend. Und nicht leistungsfördernd.

Machen wir uns nichts vor: Erfolge wie der des Deutschland-Achters sind inzwischen nur noch unter professionellen Bedingungen zu erzielen. Das mag man bedauern, gilt aber für viele olympische Sportarten. Im Ausdauersport Rudern ist die Kluft zwischen sportlichem Aufwand und finanziellem Ertrag besonders ausgeprägt. Wenn wir nicht bereit sind, den Einsatz angemessen zu honorieren, haben wir kein Recht, eine Medaille zu erwarten.

Nur die Ruderer können ermessen, welche Entbehrungen sie für ihren Erfolg in Kauf genommen haben. Ihre Antriebskraft waren die Lust am sportlichen Wettstreit und der ideelle Wert einer Medaille. Sie lässt sich mit Geld nicht aufwiegen. Aber die Leistung dieser Sportler verdient mehr als nur Respekt.