Wieder einmal zeigt die Luftfahrtbranche gegensätzliche Tendenzen: Während Boeing auf der Branchenmesse in Farnborough triumphale Verkaufszahlen feierte und auch Airbus immerhin Vorverträge über 115 Maschinen abschließen konnte, geht es europäischen Fluggesellschaften schlecht: In diesem Jahr mussten bereits Cirrus, Spanair und die ungarische Malev Insolvenz anmelden.

Die Euro-Krise trifft zwar vor allem Airlines ohne starkes Langstreckengeschäft. Aber auch Air France steckt weiter tief in den roten Zahlen, im ersten Quartal schrieb selbst die Lufthansa Verluste - und beide versuchen mit Sparprogrammen gegenzusteuern. Schon seit Jahren leiden sie unter dem Preiskampf, den die Billigflieger einst angezettelt haben.

Allerdings machen auch ihnen die gestiegenen Treibstoffkosten zu schaffen, wie der Gewinneinbruch bei Ryanair zeigt. Doch zeigt sich auf dem europäischen Luftfahrtmarkt ein erstaunliches Phänomen: Trotz mancher Pleiten gehen die Kapazitäten, gemessen an den angebotenen Passagierplätzen, nicht zurück. Für Fluggäste ist das eine gute Nachricht, weil somit die Ticketpreise moderat bleiben.

Auch die Jethersteller profitieren davon, dass es nicht zu einer radikalen Marktbereinigung bei den Airlines kommt, sondern allenfalls zu Verschiebungen. Airbus und Boeing befinden sich ohnehin in einer vergleichsweise komfortablen Position, sofern die Krise in Europa nicht allzu hart auf die Weltwirtschaft durchschlägt: Das Branchenwachstum in Asien und in Südamerika setzt sich fort - und in den USA wird der Druck auf die Fluggesellschaften immer größer, veraltete Flotten zu erneuern.