Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Irgendetwas hat gefehlt in den vergangenen Tagen der Vorbereitung auf das größte Sportereignis des Jahres. Viele der 10 500 Athleten haben eifrig trainiert, das olympische Dorf inspiziert und erste Liebesbeziehungen mit den ultramodernen Sportanlagen in London geschlossen. Nur eines war anders in der vorolympischen Woche: das Wetter. Sonnenschein, angenehme Temperaturen, sogar Hitzerekorde bis zu 31 Grad - wie langweilig! Und dafür sind wir nach England gefahren, werden einige Extremsportler gewettert haben. Wo bleibt der englische Landregen?

Keine Bange. Pünktlich zur Eröffnungsfeier ist die geliebte Waschküche zurück, die wir aus den wunderbaren Edgar-Wallace-Filmen kennen, und aus den Werken Charles Dickens', der nicht nur in den "Großen Erwartungen" von "denkwürdigen nasskalten Nachmittagen" berichtete. Die Wettergötter hatten sich doch so sehr ins Zeug gelegt und den britischen Inseln den nassesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen spendiert. Für den Tag der großen Feier versprach der BBC-Wetterbericht nun also wieder "Showery rain with a risk of thunder across the region". Grauer Himmel und Nieselregen begrüßten die Sportler. Na bitte, geht doch! Das englische Wetter hat seine Normalform erreicht.

Allerdings schwächelt Petrus noch ein wenig. Am Sonnabend soll nämlich wieder die Sonne scheinen, erst am Sonntag kehren die Regenwolken zurück. Gegen Regen, sagt im Übrigen eine Redensart der hartgesottenen Engländer, hilft keine Wettervorhersage. Nur ein Regenschirm. Es heißt ja nicht umsonst "Mit Schirm, Charme und Melone".