Ein Kommentar von Achim Leoni

Soll man froh darüber sein, dass allein in dieser vorolympischen Woche 20 Athleten den Dopingfahndern ins Netz gegangen sind? Oder soll man beklagen, dass der Spitzensport auch in den vergangenen vier Jahren kein Stückchen sauberer geworden ist? Die Antwort ist: Nein und nochmals nein.

Die Welt-Antidoping-Agentur hat recht, wenn sie behauptet, dass ihr bei den Nachweismethoden Fortschritte gelungen sind. Nur: Zu diesem Befund war sie schon vor vier Jahren gekommen. Und doch schrecken nicht weniger Athleten vor dem Betrug zurück. Der Lohn, das Geld, der Ruhm, die er verspricht, wiegen für sie schwerer als die Furcht, erwischt zu werden.

Die Lehre daraus kann nicht sein, den Kampf gegen Doping verloren zu geben. Allein im Analyselabor ist er allerdings nicht zu gewinnen. Das Kontrollsystem schränkt die Athleten in ihrer Bewegungsfreiheit schon jetzt so stark ein, dass zumindest Bedenken angebracht sind. Um den Betrug im Sport nachhaltig zu unterbinden, reicht es nicht, die Betrüger vorübergehend aus dem Verkehr zu ziehen. Es bedarf dringend einer strafrechtlichen Handhabe, um an die Strukturen im Hintergrund heranzukommen: an die Mediziner, die die Mittel beschaffen, die Trainer, die zur Einnahme raten, die Forscher, die immer neue, nicht nachweisbare Substanzen und Manipulationsmethoden ersinnen. Nur dann wird man in vier Jahren eine erfreulichere Bilanz ziehen können. So aber bleibt das ungute Gefühl zurück, dass die 20 Dopingsünder der Woche nur die Dummen sind, die sich haben erwischen lassen.