Die amerikanische Rating-Agentur Moody's hat die Aussichten für die Kreditwürdigkeit Deutschlands gesenkt. Nicht nur das. Auch einige Bundesländer und teilstaatliche Unternehmen sowie Banken müssen hierzulande bei Moody's um ihre Top-Bewertungen fürchten. Die Verschwörungstheoretiker lassen nicht lange auf sich warten, sprechen von den bösen amerikanischen Agenturen, die letztlich nur Deutschland und Europa schaden wollen. Man muss sich bei solchen Aussagen, wie sie unter anderem von der Vizepräsidentin der EU-Kommission, Viviane Reding, getätigt wurden, schon die Augen reiben. Beinahe täglich hört man aus Brüssel, Berlin oder einem anderen politischen Machtzentrum Europas, dass die Schuldenkrise immer dramatischere Ausmaße annehme. Berücksichtigt eine Rating-Agentur diese Aussagen und die Tatsache, dass die Euro-Rettungsschirme stetig größer werden, für ihre Bewertungen, erntet sie aber Schelte. Verstehen muss man das nicht.

Letztlich ist es die Aufgabe von Rating-Agenturen zu beurteilen, ob Anleger, die einem Staat Geld leihen, Gefahr laufen, ihr eingesetztes Kapital zu verlieren oder nicht. Dass das Risiko für Käufer deutscher Anleihen in den vergangenen Wochen gesunken ist, wird mit Blick auf die neuen Euro-Rettungsaktionen wohl niemand ernsthaft behaupten. Zudem sollte man genau hinschauen, was eigentlich geschehen ist. Deutschland behält sein Top-Rating Aaa, bekommt von Moody's lediglich einen negativen Ausblick. Also eine Art Warnschuss für einen Musterschüler. Die Märkte haben denn auch gelassener als mancher Politiker reagiert. Der Zins für deutsche Anleihen ist weiter gesunken.