Eine Glosse von Elisabeth Jessen

Dieser Tage kommen sie massenhaft zurück - die Urlauber aus dem Süden. Seit es auch hier warm ist, ist ihr Triumph, wenn sie von Sonne und Hitze erzählen, nicht mehr ganz so groß, aber auch sonst war ja alles toll. Auf die Frage, wie die Ferien waren, gibt es nur eine Standardantwort: Es war herrlich. Nicht dass sie direkt lügen, nein, aber Urlauber erzählen einfach nicht die ganze Wahrheit. Sie verschweigen beharrlich, dass sie meistens furchtbar schlecht geschlafen haben - einerseits, weil die Matratzen im Quartier durchgelegen waren, aber auch, weil es sogar nachts so heiß war, dass sie trotz nächtlicher kalter Dusche immer erst in den Morgenstunden einschlafen konnten. Von den Ameisen, die sich in der Küche über alle Lebensmittel, die nicht im Kühlschrank gelagert werden, hermachten, berichten sie natürlich auch nicht. Auch über die Armada von Mücken, derer sie sich nur mit chemischen Keulen erwehren konnten, wird geschwiegen.

Noch ein paar Beispiele gefällig? Das Essen an der Uferpromenade, das schlecht und dazu noch überteuert war - wird im Nachhinein romantisch verklärt. Dass die Meeresfrüchte offenbar nicht mehr ganz taufrisch waren und sie das schwer büßen mussten - Schwamm drüber. Und der Sand war keinesfalls überall pudrig fein, sondern häufig steinig und die Strände völlig überfüllt? Ist keiner Erwähnung wert. Sobald die Urlauber aus dem Flieger steigen, ist all das offenbar vergessen.

Meine Familie war übrigens am sonnigen Mittelmeer. Wie es wa(h)r? Na, traumhaft!