Die Euro-Diskussion und Ökonomen als Selbstdarsteller

Wozu sind Ökonomen da? Sie sollen uns Zusammenhänge erklären, auf ökonomische Fehlentwicklungen hinweisen und zugleich Wege aus schwierigen wirtschaftlichen Situationen aufzeigen. Dass es dabei unterschiedliche Denkansätze gibt, ist nicht weiter tragisch. Im Gegenteil. Denn kontroverse Diskussionen sind anregend und zielführend. Doch seit geraumer Zeit gewinnt man den Eindruck, dass es immer mehr Volkswirten weniger um ihre eigentliche Profession als um mediale Präsenz und die Steigerung des eigenen Egos geht. Gerade die sogenannte Euro-Krise, bei der es sich eigentlich um eine Verschuldungskrise handelt, ist offenbar ein idealer Nährboden für solche Selbstdarsteller.

Kaum eine Woche vergeht, ohne dass ein Ökonom, der ein Diplom, Dr. oder Prof. in seinem Titel führt, Schreckgespenster mit Blick auf die Verschuldungskrise an die Wand malt. Je katastrophaler das Szenario, desto größer die Chance, eine Schlagzeile zu bekommen. Übrigens eine Tatsache, die auch den Medien zu denken geben sollte. Nicht selten hat der Kassandra-Rufer gerade ein Buch geschrieben, welches er verkaufen will.

Gestern war mal wieder so ein Schreckgespenster-an-die-Wand-malen-Tag. 17 Ökonomen veröffentlichten einen als Studie getarnten Appell, in dem es heißt: Europa taumele "schlafwandelnd auf eine Katastrophe von unabsehbaren Ausmaßen" zu. Und dann folgen die üblichen Plattitüden über Dominosteine, die nacheinander fallen und so weiter und so fort. Wie diese angebliche Katastrophe aussehen wird? Kein Wort! Banalste Panikmache und sonst nichts. Das Niveau ist ähnlich deprimierend wie der Brief, den der umstrittene Ifo-Chef Hans-Werner Sinn mit Kollegen jüngst zur Verschuldungskrise verfasste und darin die Bevölkerung zum Widerstand gegen die Euro-Politik der Bundesregierung aufrief.

Die Euro-Diskussion muss endlich wieder auf ein akzeptables Niveau zurückgeführt werden. Dünnbrettbohrer, Panikmacher und geistige Brandstifter dürfen nicht die Oberhand gewinnen. Denn es geht um weit mehr als eine Währung.