Ein Kommentar von Karolin Jacquemain

Wenn wieder mal vermeldet wird, wem die ARD die "Tatort"-Polizeimarke an den Hosenbund heftet, die so begehrt ist wie das letzte Bier in der Wüste, muss man unweigerlich an Otto Waalkes denken. Dass es heute keinen "Tatort" gibt, in dem der Popstar der deutschen Komik in Wortduell mit dem Staatsanwalt eine kotzende Möwe imitiert oder bellt, ist einzig Waalkes selbst zu verdanken, der mit den Worten ablehnte: "Das Angebot bekommt wohl jeder mal."

Das Problem ist: Alle anderen sagen zu. Die neuen Kommissare aus Erfurt, die der MDR nun präsentierte - Alina Levshin, Friedrich Mücke, Benjamin Kramme -, sind fraglos gute Schauspieler. Aber musste noch ein neuer "Tatort" her? Die Erklärung für den Overkill beim Sonntagsmord (20 verschiedene Teams) liegt auf der Hand: "Tatort"-Personalien sind die Champagnerperlen unter den Drehstartmeldungen. Der neue Kommissar ist die Goldmarie in der Märchenmaschine des Klatschs. Deshalb überbieten sich die Sender gegenseitig mit Quotenrennpferden (Til Schweiger) und selbst gebastelten Rekorden (jüngstes Team: Levshin/Mücke/Kramme). Bald hat Dietfurt an der Altmühl sein eigenes Team, und wer Oscar-Preisträger Christoph Waltz den Senderstempel auf den "Tatort"-Ausweis drückt, wird ARD-Mitarbeiter des Jahres.