Zwei Edelmetallhändler eröffnen im Herbst in der City neue Filialen. Konkurrenz für Hamburger Sparkasse. Steigender Goldpreis erwartet.

Hamburg. Die Lage ist ideal: zentral und doch diskret. Ein kleiner Durchgang wird am Großen Burstah 44 bis zum Eingang von Hamburgs neuem Edelmetallhändler Pro Aurum führen. Aus dem täglichen Passantenstrom kann man so leicht ausscheren, um Gold und Silber zu kaufen oder zu verkaufen. Noch ist der Große Burstah eine große Baustelle. "Aber im Oktober wollen wir eröffnen", sagt Robert Hartmann, Geschäftsführender Gesellschafter von Pro Aurum, Deutschlands größtem bankenunabhängigen Edelmetallhändler aus München. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz des Anbieters bei mehr als einer Milliarde Euro.

Hamburg ist mittlerweile der fünfte Standort in Deutschland. "Mit der Lage sind wir sehr zufrieden. Das Gebäude hat eine goldene Fassade und bietet Erweiterungsmöglichkeiten", sagt Hartmann. Zunächst wurden 350 Quadratmeter angemietet und vier Mitarbeiter eingestellt.

Nur wenige Meter weiter hat die Hamburger Sparkasse (Haspa) in ihrer Zentrale Großer Burstah/Ecke Adolphsplatz ihren Edelmetallhandel konzentriert. "Das ist Zufall", sagt Hartmann. "Wichtiger ist für uns, dass allein im Umkreis von einem Kilometer 130 Vermögensberater sitzen." Bisher war die Haspa eine der wenigen Anbieter in der Hansestadt. Im Gegensatz zu anderen Geldhäusern können hier auch Nichtkunden Gold kaufen. Weniger bekannt ist, dass es auch bei Robbe & Berking am Jungfernstieg Edelmetalle gibt - und nicht nur Besteckwaren.

+++ Neuer Trend: Hamburger machen Geld zu Gold +++

Erst acht Prozent der Hamburger besitzen Goldbarren oder -münzen, geht aus einer Forsa-Umfrage hervor. In Bayern sind es schon zwölf Prozent. Dabei glauben 44 Prozent der Hamburger, dass Gold in den nächsten drei Jahren die höchste Rendite im Vergleich zu anderen Anlagen wie Festgeld oder Aktien bringen wird. "Mit unserem Online-Geschäft erreichen wir nicht jeden potenziellen Kunden, denn viele wollen anonym Ware gegen Geld erwerben", sagt Hartmann. Andererseits würden die Filialen das Vertrauen in den eigenen Online-Handel stärken. Hartmann sieht Hamburg als Anlaufstelle für mindestens 250 000 Kunden.

Auch die Degussa Goldhandel GmbH wird eine Filiale in Hamburg eröffnen. "Wir favorisieren als Standort den Ballindamm, weil dort auch viele Banken für vermögende Kunden ansässig sind", sagt Degussa-Geschäftsführer Wolfgang Wrzesniok-Roßbach dem Abendblatt. Zunächst werde man das Geschäft in Hamburg von einem Übergangsquartier aus im Oktober starten bis die endgültigen Räume bezogen werden können. Die Mitarbeiter wurden bereits eingestellt. Degussa, eine Traditionsmarke im Edelmetallgeschäft seit 1873, unterhält bereits neben dem Stammsitz in Frankfurt Filialen in München, Zürich und Stuttgart und gehört zum Firmenimperium des Milliardärs August von Finck junior.

Die Haspa sieht die neue Konkurrenz gelassen. "Wir bieten ganzheitliche und individuelle Beratungsleistungen für die Vermögensanlage", sagt Haspa-Sprecher Andre Grunert. "Gold ist dabei immer nur eine von vielen möglichen Anlageformen."

Noch ist der Markt sehr zersplittert. Es gibt viele kleine Händler, die vor allem über das Internet agieren. Viele Banken haben sich weitgehend aus dem Edelmetallhandel zurückgezogen. In diesem Umfeld sehen Pro Aurum und Degussa gute Entwicklungschancen. "Gerade beim Ankauf von Schmuckgold fehlt es häufig an Transparenz", sagt Hartmann. "Deshalb bieten wir auch beim Ankauf von Schmuck eine Expertise für Edelsteine oder eine numismatische Beratung sowie die Verwahrung von Edelmetallen in unseren Edelmetalldepots in den Filialen an." Ähnlich breit von den Dienstleistungen her ist auch Degussa aufgestellt.

+++ Goldpreis nähert sich Allzeithoch +++

Doch wird der Goldboom noch lange genug anhalten, kommen die Filialen der großen Händler nicht viel zu spät? Immerhin räumt auch Hartmann ein, dass der Absatz gegenüber den Vorjahren etwas zurückgegangen ist. "Solange die Realverzinsung noch negativ ist und zu einer Vermögensvernichtung führt, wird die Nachfrage nach Gold anhalten", sagt Hartmann. Und eine Änderung der Zinspolitik der Notenbanken sei wegen der Staatsschuldenkrise nicht in Sicht. Außerdem sieht er in jedem Käufer auch irgendwann einen Verkäufer und die Edelmetallhändler profitieren durch Auf- und Abschläge auf den Preis in beiden Fällen beim Handel mit Münzen und Barren. "Schmuckankauf und Numismatik laufen zudem unabhängig vom Investmentgeschäft", sagt Wrzesniok-Roßbach. Degussa-Chefvolkswirt Thorsten Polleit erwartet auf Sicht eines Jahres einen Goldpreis von 2168 Dollar.

Mit 1575 Dollar pro Feinunze (31,10 Gramm) notiert der Goldpreis deutlich unter seinem bisherigen Hoch von 1909 Dollar. Doch da inzwischen der Euro gegenüber dem Dollar deutlich an Wert verloren hat, bewegt sich der Goldpreis in Euro nur rund fünf Prozent unter seinem bisherigen Hoch. Für einen Krügerrand mussten gestern bei der Haspa 1350 Euro bezahlt werden. Ein 100-Gramm-Barren kostete 4242 Euro.

Ab Oktober eröffnet sich jedenfalls für Goldkäufer in Hamburg ein Paradies. Denn die Nähe der einzelnen Anbieter wird auch den Preiswettbewerb verstärken. Für die Haspa ist die Konkurrenz noch aus einem anderen Grund ärgerlich. Sie verlangt - unabhängig vom Anlagebetrag - von jedem Käufer den Ausweis. "Dazu sind wir durch eine EU-Richtlinie verpflichtet", sagt Grunert. Die anderen Anbieter verkaufen dagegen bis zu einem Betrag von 15 000 Euro völlig anonym. "Die EU-Richtlinie gilt nur für Banken", sagt Hartmann.