Geld rein, Gold raus: Ab 2. Februar können Kunden Geld in ein “Gold to go“-Automaten einwerfen und Barren und Münzen zum Tageskurs ziehen.

Neustadt. Optimisten kaufen Gold und Silber, Pessimisten Konserven, lautet eine alte Anlegerweisheit. Wenn diese Regel stimmen sollte, dann handelt es sich bei sogenannten Kleinanlegern wohl hauptsächlich um Frohnaturen, denn die Nachfrage nach Gold nimmt nach einem kurzen, glanzlosen Kursrückgang wieder deutlich zu.

Auf der Suche nach neuen Vertriebswegen wurde der schwäbische Internet-Goldhändler Thomas Geissler vor knapp drei Jahren fündig, als er versuchsweise den ersten "Gold to go"-Automaten in Abu Dhabi aufstellen ließ, aus dem sich verschieden große und damit auch unterschiedlich teure Plättchen, Barren und Münzen ziehen ließen. Geld rein, Gold raus, zum jeweils aktuellen Tagespreis plus einem (kräftigen) Aufschlag selbstverständlich. Denn nicht mal eine Maschine arbeitet kostenlos, und von irgendwas leben muss der Herr Geissler ja auch.

Aus dem anfangs als spinnert belächelten Werbegag entwickelte sich jedoch rasch ein offenbar lukratives Geschäft. So lukrativ, dass Geisslers Goldautomaten inzwischen in 19 deutschen Städten (und an einem weiteren Dutzend internationaler Standorte) ihre Schätzchen, in edlen Geschenkboxen verpackt, ausspucken. Ab nächster Woche kommt Hamburg als 20. Standort in Deutschland dazu. Vom 2. Februar an soll der "Gold to go"-Automat im Alsterhaus, das in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, seinen Dienst verrichten. In der vierten Etage hinter dem Weinstand, auf dem Feinschmecker-Boulevard. Das feinste Kaufhaus der Stadt ist dank seiner Klientel eine kluge Standortwahl, möchte man meinen, denn in diesen Zeiten der weltweiten Finanzkrise fürchten allein in der Hansestadt mindestens 5000 Millionäre um ihre angehäuften Vermögen.

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Goldrausch mit Kater-Gefahr

Doch Millionäre sind alles andere als Kleinanleger, und da der Goldautomat erstens beim leisesten Versuch der anonymen Geldwäsche, die ab 2500 Euro beginnt, unbestechlich den Personalausweis scannen möchte und sich zweitens eine Goldanlage überhaupt erst ab einem 250-Gramm-Barren lohnt, dürfte das Automatengold deshalb drittens "eher als Geschenkidee wahrgenommen werden", wie es der Erfinder einmal bemerkte.

Da bekommt der romantische Spaziergang über den Jungfernstieg natürlich sofort ein Gesicht: Dann, wenn "er" nicht nur säuselt, dass "sie" sein Goldstück sei, sondern die Bedeutung dieser Bekundung mit einem Gang an den Goldautomaten auch gleich materiell unter Beweis stellt. Das ist jedoch nur während der Öffnungszeiten möglich.