Eine Glosse von Tino Lange

Gestern auf den Straßen Hamburgs: Passanten legen den Kopf in den Nacken, halten sich die Hände über den Augen und fragen sich, welch Blendwerk dort am Himmel herrscht. "Es ist ein Vogel", rufen die einen. "Nein, es ist ein Flugzeug", antworten andere. "Mal sicher nicht Superman", behauptet ein Experte für unheimliche Phänomene in den TV-Nachrichtenkanälen, die ihr reguläres Programm für aktuelle Brennpunkte unterbrechen.

Viele haben Angst vor dem Weltuntergang, den der Maya-Kalender für dieses Jahr angekündigt haben soll. Andere berichten von weiteren historischen Quellen, die dieses Schauspiel schon in Zeiten der Altvordern beschrieben. Re nannten es die alten Ägypter, Huitzilopochtli die Azteken, Helios die Griechen und Sól die Germanen. Gleißende Gottwesen, die auf unser Wirken schauen.

Ufologen hingegen verbreiten, dass Besucher gekommen sind. Nicht aus Uruguay, sondern von viel weiter weg. Auf der Rückseite des Mars gestartet, kommen sie in Frieden, ganz ohne düstere Absichten. Aber das ist nur eine von diversen Verschwörungstheorien, die seit gestern die Runde im Internet machen. Sehr heiß wird auch die Annahme diskutiert, dass dieses Ding am Hamburger Himmel eine massereiche, selbstleuchtende Gaskugel sei. Ein sogenannter "gelber Zwerg", der durch seine Schwerkraft unser Planetensystem beherrscht.

Ich halte das für noch unsinniger als unbekannte Flugobjekte, antike Götzenwesen oder Superman. Ein Anruf beim Bürger-Service des Luftfahrt-Bundesamts in Braunschweig genügt schon, um sich Klarheit zu verschaffen: Keine Panik, das ist nur ein Wetterballon.