Eine Glosse von Nico Binde

Mit der Wissenschaft ist es wie mit der Liebe: Am Ende versteht man meistens nur die Hälfte. Soeben haben etwa Forscher der Technischen Universität Harburg den leichtesten Stoff der Welt entwickelt: das Aerografit. Und während die Fachwelt den porösen, ineinander verwachsenen Kohlenstoff bereits feiert, als könnten damit nicht nur Batterien leichter, sondern Welten besser werden, kapiert unsereins nur: Das Zeug leitet Strom und ist 75-mal leichter als Styropor.

Geistig ähnlich schwer zu durchdringen ist das Forschungsprojekt des Helmholtz-Zentrums in Geesthacht. Dort wollen Experten neuartige Magnesium-Implantate testen, die nach Knochenbrüchen eingesetzt werden. Weil das in Chemie-Leistungskursen beliebte Material im Gegensatz zu herkömmlichem Metall im Körper verwächst, kann es dort sogar bleiben. Keine Ahnung, wie das funktioniert. Aber viele Chirurgen sollen schon applaudierend vor den OP-Tischen stehen. Womöglich müssen sie nie wieder rückständige Schrauben aus zuvor mühsam geflickten Patienten operieren.

Kurzum: Wenn wir das richtig verstanden haben, können Hamburger Wissenschaftler mittlerweile ganz toll Kohlenstoff und Magnesium mit allem Möglichen verwachsen lassen. Andererseits sind sie nicht in der Lage, den Sommer verlässlich an die Stadt zu fesseln. Deshalb an dieser Stelle: Liebe Wissenschaftler, ihr müsst nicht gleich die Liebe erklären, aber wie wär's, wenn ihr mal einen hübschen Zweithimmel erfindet? Oder verwachsende Sonnen? Oder wenigstens ein Mittel gegen Leute, die dauernd über das Wetter klagen? Die nerven nämlich auch. Genau wie der Sommer.