Eine Glosse von Karin Brose

An der Alster wird es uns zu kühl. Ein Restaurant in der Nähe sieht einladend aus. Die Speisekarte bietet eine große Auswahl deftiger Speisen. "Was bitte ist Presssack?", frage ich die Bedienung. Sie zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung", sagt sie. "Weiß ich nicht." "Frag doch den Küchenchef", empfiehlt mir mein Mann. Ich weiß, dass er glaubt, die Bedienung verstünde den Wink und würde sich schlaumachen. Irrtum. Ich habe also ein Blind Date mit dem Presssack, der sich zum Glück als ausgezeichnet herausstellt. "Können wir zahlen, bitte?" Die Bedienung hat alles auf einem Zettel. "Getrennt? Ach." Sie beginnt, Beträge zu addieren, verliert die Übersicht. Wieder von vorn. Ach nein, doch nicht. "Moment", sagt sie und holt einen Taschenrechner. Nun schafft sie es, zwei mal zwei Getränke und Essen abzurechnen.

Es ist 23 Uhr. Uns ist nach einem Absacker. Wir schlendern über die Lange Reihe. "Lass uns doch in diese Bar gehen, in die man früher nur mit Gesichtskontrolle hineinkam", schlägt mein Mann vor. "Wenn du mit deinem Porsche nicht mindestens dreimal am Eingang vorbeigecruised warst, hattest du keine Chance", erinnert er sich. "Wir schon", wirft meine Freundin ein. Wir Frauen lachen. Obwohl die Bar gut besucht ist, finden wir einen Tisch. Die junge Bedienung fragt nach unseren Wünschen. "Rotwein, den hier aus der Karte." "Sorry", sagt sie, "wir haben die Karte umgestellt." Es gibt jetzt nur noch drei Rotweine. "Also, wir haben Sauvignon Blanc, Rioja und ... ich frag mal eben ... und Riesling." Wir können uns das Grinsen nicht verkneifen und bestellen viermal Latte macchiato.