Pläne für eine Hygiene-Ampel lassen noch viele Fragen offen

Es gibt Restaurants, in denen der Gast seinem Koch über die Schulter schauen kann. Da versperrt keine Tür den Blick auf Herd und Töpfe. Für jedermann ist ersichtlich, wie das Personal arbeitet - vor allem auch, wie sauber. Diese Transparenz lässt sich naturgemäß nicht in jedem Lokal herstellen. Deshalb ist die sogenannte Hygiene-Ampel für Gaststätten, die Hamburg einführen will, ein durchaus sinnvoller Vorstoß.

Noch allerdings ist nicht klar, wie die Ampel funktionieren soll. Bedeutet Grün, dass es nur wenig oder sogar nichts auszusetzen gibt? Wie ist es bei Gelb mit der Sauberkeit bestellt? Und bei Rot? Ist es ein Schandmal, das den Gast nur warnen soll? Oder müsste ein solcher Betrieb von Amts wegen nicht sofort geschlossen werden?

Eines darf die Hygiene-Ampel nicht sein - ein Pranger. Dann wäre sie für die Wirte kaum akzeptabel. Auf deren Akzeptanz aber kommt es an. Wenn sie die Hygiene-Ampel als Gütesiegel ansehen, steigt auch die Qualität. Ein amtliches grünes Siegel an der Eingangstür wäre schließlich die beste Werbung.

Unausgereift ist auch der Umgang mit dem Internet. Bislang sehen die Pläne der Verbraucherschutzbehörde nämlich nicht vor, die Ergebnisse der Lebensmittelkontrollen über das World Wide Web bekannt zu geben. Ein Aufkleber am Gebäude reiche, heißt es. Das ist zu kurz gedacht. Kaum jemand spaziert ziellos durch die Stadt und kehrt spontan in irgendein Restaurant ein. Wer nicht gerade sein Stammlokal besucht, der informiert sich vorher online über das Angebot.

Jeder Bürger hat das Recht zu erfahren, welche Qualität die Lebensmittel haben, die er zu sich nimmt. Dem trägt eine Hygiene-Ampel Rechnung. Dass Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) sich weigert, eine bundesweite Regelung zu unterstützen, ist unverständlich und inhaltlich nicht begründbar. Aigner folgt offenbar nur einem politischen Farbenspiel: Das CSU-regierte Bayern lehnt die Ampel ab.