Nico Höpers Unternehmen Smarten geht mit neuer Technik gegen Energieverschwendung vor. Messgerät soll beim Stromsparen helfen.

Hamburg. Die Möbel sind im neuen Büro in Hamburg noch nicht alle da. Das stört Nico Höper, Geschäftsführer und Mitinhaber des Unternehmens Smarten, nicht. Er sitzt an seinem Schreibtisch, analysiert Kurven zum Stromverbrauch und prüft, wo und aus welchem Grund in einem Unternehmen oder einem Privathaushalt zu viel Energie verbraucht wird. Vor allem für die Wirtschaft geht es bei diesem Thema um viel Geld. Ein Hotelbetrieb mit einer monatlichen Stromrechnung von 3500 Euro könnte bei einem Minderverbrauch von fünf Prozent 2100 Kilowattstunden im Jahr einsparen. Das entspricht rund 462 Euro. Bei einem energieintensiven Unternehmen könnte das Einsparungspotenzial sogar in einer sechsstelligen Höhe liegen. Das Thema ist nicht neu. Viele Dienstleister bieten den Service der Messung vom Energieverbrauch an. In der Regel wird dann jedes Gerät im Unternehmen oder im Haushalt einzeln betrachtet. Gerade bei großen Betrieben mit vielen Maschinen kann dieses Wochen dauern.

Mithilfe von Smarten soll sich diese Frist drastisch verkürzen. "Wir haben mit dem Smartfox Pro 650 ein Verfahren entwickelt, mit dem sich alle Geräte, die in einem Stromkreis angeschlossen sind, gleichzeitig messen lassen", sagt York von Fischer, ebenfalls Gesellschafter von Smarten. Der Smartfox wird am Sicherungskasten angeschlossen. "Das verkürzt die Messdauer selbst in großen Firmen auf eine Woche", sagt Wilfried Möller, der dritte Eigentümer. Zudem hat Smarten einen Messkoffer entwickelt, der an Stadtwerke verkauft oder vermietet wird. "Die Versorger sind verpflichtet, ihren Kunden beim Stromsparen zu helfen. Doch dazu bedarf es einer Messtechnik", so Höper. "Wir machen Strom sichtbar." Zu den Kunden gehören die Stadtwerke Eutin, Potsdam und der Energieverbund Meter1 in Jena, Leipzig und Halle.

+++ Strom sparen - Klima und Geldbeutel schonen +++

Mit dem Smartfox will das Unternehmen wachsen. "Wir wollen die Zahl der Mitarbeiter auf zwölf verdoppeln. Wenn das Geschäft gut läuft, werden es mehrere Dutzend werden", sagt Höper. Gesucht werden Techniker, etwa aus der Fernmelde-, Fernseh- oder Radiobranche, die den Smartfox beim Kunden installieren, sowie Ingenieure zur Energieberatung. Einige Kunden von Smarten haben die neue Messtechnik bereits ständig an ihrem Sicherungskasten hängen. Denn mit dem Gerät lässt sich auch von außerhalb der Wohnung per PC oder Handy erkennen, ob man vergessen hat, den Herd oder die Waschmaschine auszuschalten.

Im Visier ist vor allem die Wirtschaft. "Durch die steigenden Preise für Strom sind die Unternehmen sensibler geworden", sagt Höper. Da die Europäische Union bis 2020 ein Fünftel ihres Energieverbrauchs einsparen will, müssen die Unternehmen künftig ein strikteres Energiemanagement betreiben. Auch in diesem Punkt erhofft sich Höper mehr Aufträge durch den Verkauf seiner Produkte.

Smarten ist ein Beispiel dafür, wie lang der Atem von Gründern sein muss. Schon 2009 lernten sich der Norddeutsche Höper und der Saarländer Möller kennen. Kurz darauf erwarben sie ein Patent von einem Erfinder, das als Basis für den Smartfox diente. Die beiden Gründer bauten darauf auf und meldeten inzwischen ein zweites an. Gleichzeitig tingelten sie durch die Republik, um Geldgeber zu finden. "Angebote von Investoren gab es genug", sagt Möller. "Aber wir wären mit deren Vorgaben nicht mehr der Herr im Haus gewesen." Dann lernten sie den Hamburger Yorck von Fischer kennen, der einen sechsstelligen Betrag investierte. Nach einer Zwischenstation in Scharbeutz ist die Firma jetzt in Hamburg angekommen. "Wir fühlen uns sehr wohl, auch weil die Hansestadt das deutsche Zentrum für erneuerbare Energien ist", sagt Geschäftsführer Höper.