Joseph Blatter behauptet, die WM 2006 sei gekauft worden

Wenn Franz Beckenbauer einst über Fifa-Chef Joseph Blatter sprach, blitzte fast Bewunderung auf. Der Sepp sei so clever. Und so sprachgewandt. Ein echter Weltmann eben. Und ein guter Präsident obendrein.

Die Männerfreundschaft dürfte spätestens mit den Vorwürfen Blatters im Zusammenhang mit der Vergabe der Fußball-WM 2006 beendet sein. Etwas verklausuliert wirft der Schweizer dem DFB vor, also allen voran dem damaligen Chef des Organisationskomitees Franz Beckenbauer, sich das Sommermärchen mit unlauteren Mitteln erkauft zu haben.

Nun kann der Weltfußball sehr wohl mit dem Ende einer prominenten Freundschaft leben. Er müsste es sogar, wenn an den Blatter-Anwürfen irgendetwas dran sein sollte. Es wäre eine Katastrophe für den deutschen Fußball, sollte der DFB tatsächlich mit der beim Kampf um Großveranstaltungen üblichen Lobby-Arbeit den legalen Bereich verlassen haben.

Doch Blatter bleibt jeden konkreten Beleg für einen solch ungeheuerlichen Verdacht schuldig. Stattdessen erinnert er nicht einmal das korrekte Abstimmungsergebnis bei der Vergabe. Dann spricht er nebulös von einem Funktionär, der vor der Abstimmung "plötzlich" den Raum verlassen habe. Gemeint ist Charlie Dempsey, der sich als Vertreter der Ozeanien-Gruppe mit seinem Rückzug der Stimme enthielt. Dieses Blatter-Manöver ist an Hinterhältigkeit kaum noch zu überbieten. Denn der Schweizer verdächtigt einen ehemaligen Kollegen, der sich gegen keinen Vorwurf mehr wehren kann: Dempsey starb vor vier Jahren.

So entlarvt sich die Anklage als das typisch miese Spiel des Fifa-Chefs. Blatter zündet öffentlichkeitswirksam Nebelkerzen, um von der Korruptionsaffäre im Weltverband, wo in den vergangenen Jahren hochrangige Funktionäre mit Millionensummen bestochen wurden, abzulenken. Sein einziges Ziel ist der Machterhalt.

Nein, Blatter taugt nicht zum Aufklärer, den die Fifa so dringend braucht. Statt Teil einer Lösung ist der Schweizer Teil des Problems. Blatter sollte der Fußballfamilie, über die er so gern redet, einen letzten Dienst erweisen. Mit seinem Rücktritt.