Bubble Tea - ein Traditionsgetränk aus Taiwan erobert Hamburg. Verbraucherschützer kritisieren den hohen Zuckergehalt.

Hamburg. Duc Nghia Tran fährt mit einem Schäufelchen in die Litchi-Perlen und füllt sie in den Plastikbecher, dazu kommen ein Strahl grüner Tee, zerstoßenes Eis, rosarot leuchtend mit Passionsfrucht-Geschmack, und, ganz wichtig, der große Strohhalm. Fertig ist der Bubble Tea, das neue Trendgetränk. Die Trinkprobe hält einige Überraschungen bereit: Die ersten Schlucke schmecken noch recht vertraut nach süßem Tee, dann rutscht eine der glitschigen Kugeln in den Halm, landet weich auf dem Gaumen und fühlt sich an wie ein Fischei, ungewöhnlich. Ein leichter Druck mit der Zunge auf die erbsengroße Perle lässt sie zerplatzen, jetzt überlagert das Litschi-Aroma den Teegeschmack, spannend.

Duc Nghia Tran hat den Laden für Bubble Tea in St. Georg erst vor zwei Monaten eröffnet. Das Geschäft ist fast ganz in Weiß eingerichtet, hier fallen die bunten Zutaten für den Tee, die Perlen mit Erdbeer-, Orange- oder Mango-Geschmack und die knalligen Strohhalme besonders auf. Schon jetzt kommen einige Kunden jeden Tag in seinen Micha-Shop: Das süße Zeug kann fast süchtig machen, es ist eine Kalorienbombe, die Spaß macht, "das ist was für Leute, die zunehmen wollen", sagt Duc Nghia Tran lachend.

Die Inhaber des Ladens sind Asiaten, sie kommen aus Vietnam und wissen einiges zu erzählen über die Herkunft des geheimnisvollen Tees: "In Taiwan gehört Bubble Tea praktisch zum Kulturgut", sagt Duc Nghia Tran, dort sei er schon vor 29 Jahren erfunden worden. In dem Originalgetränk schwimmen Perlen aus den Knollen der Maniokpflanze. Auch diese Kugeln, die glänzend schwarz wie Teddybäraugen in der Theke neben dem Buddha und einigen Räucherstäbchen bei Micha liegen, ordern viele Kunden. Sie sind offensichtlich auf der Suche nach exotischen Aromen.

Die Gäste sind experimentierfreudig geworden, nachdem sich das Wissen über das Fungetränk in Deutschlands Großstädten zuletzt schon recht weit verbreitet hat. Allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres sollen die Anbieter mit Bubble Tea bereits vier Millionen Euro umgesetzt haben. Wie so viele Kultdrinks schwappte der Bubble Tea aus seinem Herkunftsland zunächst in die USA, heute aber gehören in Berlin, Frankfurt oder Hamburg die Läden mit den Perlen in der Theke schon fast in jeden Stadtteil. Micha ist ein Franchisemodell aus Frankfurt und besitzt mit dem Laden in St. Georg nun die erste Außenstelle in Hamburg.

Die größte deutsche Bubble-Tea-Kette heißt BoboQ und hat bereits acht Shops in Hamburg. "Gerade Anfang des Jahres konnten wir uns vor Anfragen kaum retten, jeder wollte ebenfalls einen Laden von uns eröffnen", sagt Tan Huynh von BoboQ, die als Franchisegeber auftreten. Er sieht noch einiges Potenzial in der Hansestadt: Bis zu zwölf BoboQ-Geschäfte könnte die Elbmetropole wohl vertragen.

Auch weitere Anbieter wie Justea (Wandsbek) und Yanda Bubble Tea (Levantehaus) haben sich in den vergangenen Monaten etabliert und wollen weiter wachsen. In Berlin hat gerade die größte Bubble Tea Lounge Deutschlands mit mehr als 200 Quadratmeter Fläche eröffnet. "Man kann bei Bubble Tea durchaus von einem Trend, vor allem in den Metropolen sprechen", sagt Benedikt Wolbeck vom Gastronomieverband Dehoga. Es bleibe aber abzuwarten, ob der Hype von langfristiger Natur sei. Für die breite Masse der Kunden gehört Bubble Tea spätestens seit dem Tag zur Allgemeinbildung, als McDonald's das Produkt einführte. An den Scheiben der McCafé-Ecken in den Restaurants werben große Kreise in Pastellfarben für das neue Sortiment, das mit Geschmacksrichtungen wie Caramel, Vanilla, aber auch Zitrone oder Mango mit Kaffee- oder Erdbeer-Perlen alle möglichen Vorlieben bedient.

Die Verbreitung des Kulttees hat allerdings auch schon einige Kritiker auf den Plan gerufen: Verbraucherschützer warnen, dass die Mischung aus Tee und Sirupkugeln neben viel Zucker oft auch Farb- und Aromastoffe, Säuerungsmittel und Konservierungsstoffe enthalte. Die Zutaten seien nicht immer klar ausgewiesen und könnten bei empfindlichen Menschen Allergien auslösen. Die Stiftung Warentest hat in einem aktuellen Test zudem ermittelt, dass viele Bubble Teas so viel Koffein wie Cola enthalten. Der Drink könne besonders für Kleinkinder gefährlich werden, warnen auch Mediziner. Die süßen Kügelchen könnten über die Luftröhre in die Lunge geraten.

Dennoch sind inzwischen sogar Anbieter auf den Zug aufgesprungen, die eher aus der Gesundheits- und Wellness-Ecke kommen. Mr. Clou, ein Imbiss, der sich bisher auf frisch gepresste Obstsäfte, Joghurts und Wokgerichte spezialisiert hatte, bietet seit einigen Wochen auch Bubble Tea an, an drei Bubble-Clou-Stationen in Hamburg. "85 Prozent unserer Gäste sind Jugendliche", sagt Michael Kwaku von Mr. Clou im Hauptbahnhof, und eine ganze Traube von jungen Leuten um den Stand herum bestätigt die Worte des Saftexperten. "Über Bubble Tea reden im Internet jetzt gerade alle", sagt Kolja Hermes, der auf Klassenausflug in Hamburg ist. In seiner Heimat Stade bekomme man den Drink bisher nur bei McDonald's, also sind die Schüler jetzt erst mal zu Mr. Clou gekommen.

Am besten schmeckt den 16-Jährigen Red Rabbit Bubble (Rotes-Kaninchen-Bubble). Es handelt sich um eine Mischung aus Milch, Limone, Himbeer, Joghurt Poppers und Granatapfel in einem leuchtenden Pink, die übrigens wie alle anderen Bubble Teas rein vegetarisch hergestellt wird, Tierfreunde müssen sich also keine Sorgen machen: Die transparente Haut der glitschigen Kugeln besteht, wieder eine Überraschung, aus Algen.