Streiks sind ein unverzichtbares Instrument in der Tarifpolitik. Mit Arbeitsniederlegungen können Beschäftigte erzwingen, dass sie mehr Gehalt bekommen oder wie jüngst bei der IG Metall, dass Zeitarbeiter von den Firmen nach einer bestimmten Anzahl von Jahren im Betrieb fest eingestellt werden müssen. Streiks sind ein Grundrecht, das allerdings auch ein gewisses Maß an Verantwortungsgefühl erfordert.

Und Augenmaß. Doch genau das ist scheinbar der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) in den vergangenen Jahren abhanden gekommen. 2007/08 zum Beispiel, als gut 20 000 Gewerkschafter ein Jahr lang streikten, um 27 Prozent mehr Gehalt zu bekommen. Am Ende einigte man sich auf ein Plus von rund zehn Prozent. Betroffen von dem Arbeitskampf, die eine der kleinsten Gewerkschaften Deutschlands angezettelt hatte, waren Zehntausende von Reisenden. 2010 gab es wieder Streiks, diesmal auch bei Privatbahnen. Wieder spielte die GDL ihre Macht aus. So konnten Beschäftigte, die auf der Insel Sylt arbeiten, teilweise nicht vom Festland zu ihrer Arbeitsstätte gelangen.

Jetzt steht die Forderung von sieben Prozent mehr Lohn im Raum. Die Deutsche Bahn bietet 2,5 Prozent mehr Geld für die ersten 15 Monate - und danach weitere zwei Prozent. Bleibt zu hoffen, dass die kleine GDL nicht die Hauptreisezeit im Sommer für Arbeitsniederlegungen nutzt. Es muss schnell zu einem Tarifkompromiss kommen. Denn Züge, die in den Ferien stillstehen, will keiner. Ein langer Arbeitskampf schadet dem Image beider Parteien.