Das Olympiaaufgebot für London ist größer als je zuvor

Die Sommerspiele der 30. Olympiade hätten eigentlich in Hamburg abgehalten werden sollen. Nun finden sie in London statt, was ja um die Ecke liegt. Als Hamburg vor neun Jahren seine Bewerbungskampagne einstellen musste, weil das damalige Nationale Olympische Komitee dem Irrglauben erlag, mit Leipzig bessere Chancen auf den Zuschlag zu haben, hieß eine der Losungen: Wenn wir schon Olympia nicht ausrichten dürfen, sollen wenigstens ein paar Olympiasieger aus Hamburg kommen. Das klang so fantastisch wie zwei Jahre zuvor die Idee, Olympia in den Hafen zu holen.

Doch es hat sich einiges bewegt in der Stadt, die sich seit der Olympiabewerbung Sportstadt zu nennen traut. Als der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) jetzt sein Aufgebot für London schrieb, war der Erfolg gezielter Förderung und besserer Trainingsbedingungen in Zahlen abzulesen. 30 Hamburger hat der DOSB nominiert, so viele wie nie, darunter einige Medaillenkandidaten. Dass ihr Anteil an der Mannschaft fast acht Prozent beträgt, hat indes damit zu tun, dass die Deutschen seit der Wiedervereinigung 1990 noch nie so wenige in den Kampf um Gold, Silber und Bronze schickten. Anderswo, das ist die Erkenntnis dieser Entwicklung, wird der olympische Sport eben weit professioneller betrieben und vor allem von Politik und Wirtschaft wirksamer unterstützt als bei uns.

Hamburg beginnt den einen oder anderen Kontrapunkt zu setzen. Stadt, Handelskammer, Olympiastützpunkt, Sportamt und Hamburger Sportbund haben ihr Zusammenspiel in den vergangenen Jahren auf politischen Druck entscheidend verbessert, wenn es auch weiter einige Querschläger gibt. Die Spitzensportler aber, die nach Hamburg kommen, oder jene, die hier entdeckt worden sind, können sich inzwischen darauf verlassen, dass ihr Talent geschätzt und ausgebildet wird. Oder um es mit der Werbung auszudrücken: Hier werden Sie geholfen. Das hat sich in der Republik herumgesprochen, und sollte sich Hamburg ein weiteres Mal um Olympia bewerben, wird kein Funktionär mehr wie vor zehn Jahren mit dem Finger auf die Stadt zeigen und mäkeln, die Pfeffersäcke täten ja nichts für den Sport.