Hamburger Unternehmen entwickelt Software für Onlinehandel und die Analyse von Texten und sucht ständig neue Mitarbeiter.

Hamburg. Obwohl er ein "Veteran" aus den Zeiten des Neuen Marktes ist, hat Peter Samuelsen die Lust an der Leitung des von ihm im Jahr 1999 mitgegründeten Softwareunternehmens nicht verloren: "Es ist schon ein schönes Leben als Vorstand von Novomind", sagt er. "Die Reisen zu den Kunden, die unterschiedlichen Firmenkulturen dort zu erleben, das alles macht mir immer noch Freude."

Der Terminkalender des 55 Jahre alten Managers ist mit solchen Reisen gut gefüllt, denn an Arbeit mangelt es nicht. "Meine größte Herausforderung besteht im Moment darin, das geeignete Personal zu finden, um die Möglichkeiten, die der Markt bietet, vernünftig abdecken zu können." Die Voraussetzungen für Wachstum sind jedenfalls gut: Der Handelsverband Deutschland erwartet für den Onlinehandel in diesem Jahr ein Plus von zwölf Prozent - und Novomind liefert die Computerprogramme für Bestellungen im Internet. "Aber wir sind sportlich eingestellt, wir wollen schneller wachsen als der Markt", sagt Samuelsen. Je 15 Prozent Umsatzplus in diesem und im nächsten Jahr lautet das Ziel.

Damit soll auch das Personal, das seit 2008 auf derzeit rund 120 Personen fast verdoppelt wurde, weiter wachsen: "Wir suchen in jedem Jahr 20 bis 25 neue Mitarbeiter, vor allem Informatiker." Trotz der allgemeinen Fachkräfteknappheit in diesem Bereich rechnet sich Samuelsen gute Chancen aus, die nötigen Mitarbeiter auch zu bekommen, denn: "Was wir machen, ist schon ziemlich cool." Bei den sogenannten E-Commerce-Systemen zielt Novomind auf das obere Ende der Leistungsskala. Die Programme müssen eine wachsende Zahl von Bestellvorgängen pro Tag abwickeln können, ohne dass die Antwortzeiten für den Käufer am Computer zu lang werden. Daher arbeiten die Barmbeker Spezialisten vor allem für große Firmen: Der Versandhauskonzern Otto gehört schon seit dem Jahr 2000 zu den Kunden, auch der Bertelsmann-Buchclub ist darunter.

Allerdings ist Novomind noch in einem zweiten Geschäftsfeld tätig, den computerbasierten Lösungen für den Kundenkontakt. Auch hier kommt Samuelsen und seinen Kollegen eine Verhaltensänderung entgegen: "Die Menschen greifen immer seltener zum Telefon, wenn sie sich mit Fragen oder Beschwerden an ein Unternehmen wenden wollen." Von 100 Anfragen gingen nur noch etwa 50 per Telefon ein, aber schon 45 per E-Mail und fünf auf anderen Wegen, etwa über soziale Netzwerke wie Facebook oder per Fax. "Unsere Programme können die eingehenden Mails linguistisch analysieren, das Thema erkennen und dem passenden Bearbeiter zuleiten", erklärt Samuelsen. An der "Tonalität" könne man sogar vorab erkennen, ob der Absender der Mail "sauer" ist, außerdem könnten dem Servicemitarbeiter bereits Antwortvorschläge gegeben werden. Derartige Produkte nutzen unter anderem der Autovermieter Sixt, die Lufthansa und die Deutsche Rentenversicherung Bund. Insgesamt hat Novomind mehr als 80 Kunden. Kommt ein neuer Auftrag herein, braucht ein Team von vier bis acht Personen je nach Komplexität in der Regel drei bis sechs Monate für ein Onlinehandelssystem.

Im vergangenen Jahr kletterte der Novomind-Umsatz um 17 Prozent auf knapp 13 Millionen Euro, der Bruttogewinn lag bei 2,8 Millionen Euro. Schon seit 2001 ist die Firma profitabel. Anfang 2012 begann für Novomind jedoch eine neue Ära: Mitgründer und Vorstandsmitglied Peter Wiedekamm ist zu diesem Termin ausgestiegen - er will sich seinen Lebenstraum erfüllen, die Welt zu umsegeln. Bis dahin hielt er ebenso wie Samuelsen 40 Prozent der Novomind-Aktien, je zehn Prozent lagen bei anderen Führungskräften und bei den Mitarbeitern. Im Zuge der Nachfolgeregelung stieg die Haspa BGM, die Beteiligungsgesellschaft der Hamburger Sparkasse, mit 20 Prozent ein. Während Samuelsen unverändert 40 Prozent der Anteile hält, liegen nun je 15 Prozent bei den neuen Vorständen Thomas Köhler sowie Stefan Grieben. Die restlichen zehn Prozent sind wie bisher in der Hand der Mitarbeiter.

Köhler und Grieben, beide 39 Jahre alt, haben einst als Diplomand bei Novomind angefangen. "Jeder kann hier alles werden", sagt Samuelsen. Diese Durchlässigkeit der ohnehin flachen Hierarchie ist nach seiner Einschätzung einer der Gründe, warum die Firma attraktiv für Nachwuchstalente sei. "Sie kommen nicht hierher, weil es bei uns den besten Kaffee gibt." Es dürfte aber auch hilfreich sein, dass Novomind im Jahr 2011 bereits zum vierten Mal beim Wettbewerb "Hamburgs beste Arbeitgeber" ausgezeichnet wurde. Das Unternehmen zeichne sich unter anderem durch kurze Entscheidungswege und einen unbürokratischen Stil aus, fanden die Juroren.

So soll es auch bleiben, wenn es nach Samuelsen geht. Er ist nicht geneigt, die Firma an einen großen Konzern zu verkaufen. "Mir ist es wichtig, dass Novomind sich die Kultur des inhabergeführten Unternehmens erhält", sagt er. Und wenn er zurückblickt, klingt Stolz mit, dass er und seine Weggefährten ein Geschäftsmodell zum Erfolg führen konnten, das mit dem Platzen der Internetblase bei etlichen Konkurrenten in Scherben ging: "Was im Jahr 2000 prognostiziert wurde und woran zeitweise niemand mehr glaubte, ist still und kontinuierlich eingetreten."