Ein Kommentar von Matthias Gretzschel

Hamburg tut sich oft schwer mit Orten von historischer Bedeutung. So erschließt sich dem zufälligen Besucher kaum, dass er sich auf der Grünanlage am Domplatz just auf jenem Areal befindet, das im neunten Jahrhundert Hamburgs Keimzelle war. Umso erfreulicher ist es, wenn ein lange im Abseits gelegener historischer Ort für die Stadt zurückgewonnen und der Öffentlichkeit bekannt gemacht wird. Genau das ist auf der Veddel mit dem Areal der Auswandererhallen gelungen, wo vor fünf Jahren die BallinStadt eröffnet wurde.

500 000 Menschen haben die Ausstellung seither gesehen und dabei erfahren, wie es den fünf Millionen Europäern ergangen ist, die zwischen 1850 und 1934 von hier aus in die Neue Welt aufbrachen. Auch wenn es nicht jene 150 000 Besucher geworden sind, die sich die privaten Betreiber pro Jahr erhofft hatten, sind sie keineswegs gescheitert. Gewiss hätte alles noch großartiger werden können, so wie in Bremerhaven, wo allerdings auch deutlich mehr Geld im Spiel war.

Für die Stadt hat es sich trotzdem gelohnt, gemeinsam mit Sponsoren die Anfangsinvestition von zwölf Millionen Euro aufzubringen, denn die Ausstellung kommt seither ohne staatliche Zuschüsse aus. Da auch die Betreiber beim gestrigen Jubiläum in Feierlaune waren, scheint sich die Sache auch für sie zu rechnen. Und dass ein wichtiges Kapitel der Stadtgeschichte am authentischen Ort vermittelt wird, ist allemal ein Gewinn.