Eine Glosse von Camilla John

Die rund 40 000 Bakterien, die ihren Besitzer wechseln, sind Nebensache - denkt doch niemand an Karieserreger und Parodontitis, wenn man mit dem oder der Liebsten knutscht. Außerdem passt diese Information ohnehin nicht zum romantischen "Tag des Kusses", der weltweit morgen gefeiert wird.

Im Norden Deutschlands wird der aber im Prinzip täglich begangen, wie eine aktuelle Umfrage im Auftrag eines bekannten blauen Lippenpflegestifts zeigt: In Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen können 64 Prozent der Befragten auf häufiges Küssen in der Partnerschaft nicht verzichten. Damit stehen wir deutschlandweit ganz oben. Für 81 Prozent sind die sanften Lippenbekenntnisse ein unverzichtbares Partnerschaftsritual; 87 Prozent der Befragten sind sogar davon überzeugt, dass häufiges Küssen die Partnerschaft belebt und das Gemeinschaftsgefühl stärkt. Schließlich handelt es sich ja um eine gemeinsame Aktivität zwischen den Liebenden. Also lieber öfter mal einen "Seuten" geben, statt zu sabbeln, findet der durchschnittliche Nord-Mann. Und hat damit fast intuitiv einen etymologischen Zusammenhang hergestellt: Das norddeutsche Wort "Sabbel" heißt ursprünglich so viel wie Speichel. Da wird der "Sabbeljette" eben kurzerhand mit einem Kuss der Mund gestopft.

An dieser Stelle muss dann mit der legendären süddeutschen "Bussi-Bussi-Gesellschaft" aufgeräumt werden: Mit 54 Prozent sind die Bayern Vorletzte beim Küssen. So herzlich kann es da unten also nicht zugehen, in der selbst ernannten "Weltstadt mit Herz" München. Wir im Norden geben guten Freunden dagegen auch gern mal ein Küsschen. Oder zwei.