Eine Glosse von Nico Binde

Hamburgs Getränkehändler standen bisher nicht im Verdacht, sonderlich viele über Alkohol hinausgehende Angebote zur allgemeinen Lebensberatung zu unterbreiten. Im Gegenteil: Die Geschäfte wurden in der Regel erfreulich knapp abgewickelt. Wer Durst hatte, bekam Getränke. Eine Kiste Wasser war eine Kiste Wasser. Und die Sache mit dem Leergut klappte auch relativ zuverlässig.

Doch die Zeiten ändern sich. Es gibt zwar noch sympathisch einsilbiges Kassenpersonal; aber inzwischen trifft man in Getränkemärkten auch Leute, die das Gras wachsen hören. Jedenfalls legte neulich in Ottensen ein Fachverkäufer erstaunliche Sachkenntnis und nicht minder erstaunlichen Beratungseifer an den Tag, als es galt, die richtige Getränkekomposition für eine Party zu finden. So schnöde sei das nämlich nicht. Es gebe da eine Menge zu beachten.

Wenn zur Feier etwa Medienvertreter erwartet würden, könne, nein, müsse man mindestens einen Kasten Bier mehr einplanen. Denn Journalisten seien erwiesenermaßen stark am Glas. Zudem, referierte der Experte, würde er bei der Wahl der Softgetränke dringend von Cola abraten. Denn Cola sei innerstädtisch nicht mehr vermittelbar. Zu viel Zucker, zu wenig Sozialprestige, schwarze Füße - Sie wissen schon.

Tja, und was soll man sagen? Der Mann ist gut. Die Empfehlung, statt Cola gesellschaftlich akzeptiertere Rhabarbersaftschorle zu nehmen, erwies sich als innerstädtischer Erfolg. Das Zeug war binnen Minuten sozialisiert, wenig später sogar vergriffen. Und wenn wir jetzt Lust auf Colahaben, fahren wir halt ins Umland.