Eine Glosse von Juliane Kmieciak

"Fahrraddiebstähle nehmen drastisch zu". Diese Schlagzeile vor ein paar Tagen stimmte mich erst wütend und dann ziemlich schnell nachdenklich: Wo ist eigentlich mein Fahrrad? Nur mit Glück dürfte es noch da stehen, wo es gern mal länger steht: irgendwo. Ich nenne das überwintern. Heißt: Man fährt mit dem Rad bei gutem Wetter irgendwohin.

Wenn man aber zurückfahren will, regnet oder schneit oder friert es, oder man hat zu viel Wein getrunken. Jedenfalls nimmt man dann lieber den Bus und beschließt, das Fahrrad am Tag darauf abzuholen. Doch daraus werden immer Wochen und Monate, und irgendwann ist Ende Juni - so wie jetzt. Gestern war es dann so weit.

Ich machte mich auf den Weg in die Vereinsstraße, den Ort, an dem mein Fahrrad und ich uns im Februar aus den Augen verloren hatten. Und ich hatte noch nicht mal ein gutes Schloss zum Abschließen. Und so ein richtig gutes ist ja gern mal teurer als das Fahrrad selbst. Bei mir ist das so, dass Rad und Schloss zusammengenommen in etwa den Wert einer Fahrradhupe haben. Und das ist wohl auch der Grund fürs kleine Statistik-Wunder in der Vereinsstraße. Dennda steht es - mein Fahrrad. Weder geklaut noch demoliert.

Fehlt nur noch, dass jemand die Kette geölt hätte. Während ich nach Hause radle, frage ich mich, warum sich all die Monate niemand für mein Rad interessiert hat. Vielleicht, ganz einfach, weil es eine Schrottmöhre ist: alt, klapprig, rostig. Aber die Möhre fährt, und immerhin kann sie sogar noch für richtig gute Nachrichten sorgen. Oder wie wäre es mit dieser: Fahrrad von 28-Jähriger nicht geklaut.