Eine Glosse von Silvia Stammer

Diese Mitteilung fuhr in die Reste der Weihnachtsstimmung hinein wie der Sohn ins Geschenkpapier, die Säge in die Tannenbaumschonung oder manche Gegner in Fabian Boll vom FC St. Pauli: "Ab sofort" sammelt die Hamburger Stadtreinigung kostenlos Weihnachtsbäume ein, hieß es gestern. Da können wahre Weihnachtsanhänger nur mit bundespräsidialem Unterton in der Stimme sagen: Dieses Ansinnen wird umgehend und aufs Schärfste zurückgewiesen!

Wo kämen wir denn da hin, wenn nach drei, vier Tagen bewundernder Blicke die herrlich duftende Nordmanntanne sofort entschmückt und herzlos an den Straßenrand geworfen wird? Es sind doch gefühlt erst wenige Stunden vergangen, seit wir das immergrüne Stück unter Stöhnen und Ächzen durch die Balkontür gezogen haben. Vorausgegangen war - alle Jahre wieder - der Wettbewerb "Deutschland sucht den Super-Baum": Sind die Äste ausladend genug, um die roten Kugeln zur Geltung zu bringen, ist die Spitze hoch genug, um an der Zimmerdecke zu kratzen? Und nun, nachdem wir uns endlich abends auf dem Sofa langstrecken und eine Ladung Christbaumkerzen nach der anderen abfeuern, soll schon wieder alles vorbei sein? Mitnichten.

Denn, liebe eifrige Männer von der Stadtreinigung: Vor dem Dreikönigstag am 6. Januar kriegt ihr unseren Baum keinesfalls. Bei Strenggläubigen endet die Weihnachtszeit sogar erst am 2. Februar, an Mariä Lichtmess. Das allerdings ist nur bedingt empfehlenswert: Ab 27. Januar werden ausgediente Weihnachtsbäume nur noch von den Recyclinghöfen zurückgenommen - gegen Gebühr.