Eine Glosse von Geneviève Wood

"Die Karte ist ja handgeschrieben!", rief Kollegin H. durch den Raum. Sie hatte sich so sehr über die persönliche Weihnachtskarte gefreut, dass sie den Absender prompt anrief, um sich zu bedanken. Der Verfasser des Weihnachtsgrußes hatte also alles richtig gemacht. Er hat der Kollegin eine Riesenfreude bereitet. Und: Wer weiß schon, ob seine guten Wünsche als E-Mail überhaupt rechtzeitig angekommen wären.

Wer sich nämlich auf die elektronische Post verlässt, ist verlassen und hätte beispielsweise am zweiten Weihnachtstag Weihbischof Hans-Jochen-Jaschke zum 70. Geburtstag gratuliert. Das dann allerdings mit dreimonatiger Verspätung. So lange hat jetzt nämlich eine E-Mail gebraucht, um in der Redaktion anzukommen. Genauso wie Mitteilungen zum schönsten Straßenfest und zu einem Siegerentwurf der berühmten Hummelfigur. Alles Mails vom Spätsommer.

Dass es anders geht, zeigt die Weihnachtskarte, die Kollege N. am Freitag vor Heiligabend gegen 11 Uhr in seinem Briefkasten fand. Abgestempelt an demselben Tag um 5 Uhr.

Verrückte neue Technikwelt! Auf einmal ist die gute alte Post schneller als die E-Variante. Manchmal. Selten. Eigentlich fast nie. Dann aber umso überraschender.