Viele Hamburger gehen regelmäßig ins Sportstudio. Im Hochpreissegment wird jetzt mit Kochkursen und britischem Lebensstil geworben.

Hamburg. Was in den 50er-Jahren mit selbst gebauten Hanteln in Garagen und Kellern unter dem Motto "Leibesertüchtigung" begann, hat sich längst zu einem lukrativen Wirtschaftszweig entwickelt. 3,36 Milliarden Euro beträgt der Nettoumsatz der Fitnessbranche bundesweit, 69 Millionen Euro allein in Hamburg. Hier buhlen mehr als 100 Betreiber von Fitnesscentern um die Mitgliedschaft gesundheitsbewusster Menschen. "Rund 144.000 Hamburger gehen regelmäßig ins Sportstudio. Das sind acht Prozent der Bevölkerung und 25 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren", sagt Kai Schimmelfeder, Präsident des Verbands Deutscher Fitness- und Gesundheitsunternehmen. Mit einem Zuwachs von 20 Prozent hätten vorrangig die Discount-Anbieter vom zunehmenden Gesundheitsbewusstsein der Hamburger profitiert. In Hamburg bahnt sich jetzt neuer Konkurrenzkampf im Luxussegment an.

Schimmelfeder unterteilt die Branche in drei Segmente: die Billiganbieter (Monatsbeitrag 20 bis 30 Euro), die klassischen Fitnessklubs (40 bis 60 Euro) und der Luxusbereich (ab 70 Euro). "Doch die Grenzen verschwimmen immer mehr, der Konkurrenzdruck ist groß", sagt der Experte. Auch die günstigen Fitnesscenter hätten meist gute Geräte und kompetente Berater, manche sogar einen kleinen Wellnessbereich. Gerade die Mitglieder mittelpreisiger Klubs würden sich oft umorientieren und entweder in einen billigeren Klub eintreten oder etwas drauflegen, um von dem umfangreichen Angebot der teuren Fitnesscenter zu profitieren.

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Hier, im Luxussektor, tobt der eigentliche Konkurrenzkampf. Längst geht es nicht mehr nur um Fitness und Wellness, breit gefächerte Kursangebote und exzellente Kinderbetreuung, sondern auch um ein gesellschaftliches Klubleben. Eine gewisse Tradition an der Spitze der Hamburger Luxusklubs hat das Meridian Spa. 2013 wird das Unternehmen in Barmbek seinen fünften Standort eröffnen: im denkmalgeschützten Wasserturmpalais innerhalb des Quartiers 21, das auf dem ehemaligen Gelände des AK Barmbek entsteht. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen, die Werbung verspricht 4200 Quadratmeter mit Fitnesslofts, Spa-, Wellness-, Sauna- und Poolbereich, zudem ein Yoga-Loft unter der Turmkuppel und große Außenbalkone. Meridian Spa will Kunden nicht nur durch die üblichen Fitnessangebote locken, sondern auch zum Beispiel durch Kochkurse in der gehobenen Gastronomie.

Der neue Meridian Spa setzt sich in Konkurrenz zum Fitnessklub Holmes Place, der seit fünf Jahren ebenfalls in City-Nähe im Mundsburg-Center residiert. Auf mehr als 5000 Quadratmetern bietet es ein Ambiente aus moderner Architektur und asiatischer Schlichtheit. Das Unternehmen betreibt auch ein Fitnesscenter in einer denkmalgeschützten Fabrikhalle in Bahrenfeld, das es vom Anbieter Elixia übernommen hat. Es verzichtet auf außersportliche Angebote, verfolgt mit der "life well foundation" aber einen sozialen Gedanken: hilfsbedürftigen und kranken Menschen bietet Holmesplace Stipendien in Form von Freimitgliedschaften.

Auch das Aspria Alstertal, das bisher einen Family Club in Hummelsbüttel betreibt, gehört in die Riege der Luxusklubs. Mit dem Aspria Uhlenhorst, das im März 2012 am Hofweg eröffnen soll, will Unternehmenschef Brian Morris aus London nun in der Luxusklasse neue Maßstäbe setzen. Mit einem hamburgweit einmaligen Konzept und einem angegliederten Vier-Sterne-Hotel entsteht hier ein sogenannter Members Club. Morris will englische Klubkultur in Hamburg stärken: Die neue Anlage soll ein "third place" im Leben seiner Mitglieder werden, ein sozialer Ort neben Wohnung und Arbeitsstätte, mit einer Kombination aus Sport, Kultur und Business, großem Spa-und Wellnessbereich und gehobener Gastronomie. Das Ambiente des Bar- und Loungebereichs ist mit dunklem Holz, Chesterfield-Sofas und Ledersesseln, Kamin, gerahmten Bildern und schweren Leuchter eher gediegen.

Die rund 2000 Quadratmeter große Spa-Anlage besitzt mehrere Innen- und Außenbecken, Saunen, Bäder und einen Hamam (türkisches Bad). Es gibt einen exklusiv gestalteten Fitnessraum im ersten Stock, mit lederbespannten Wänden und Hightech-Geräten sowie einen Sportbereich im zweiten Geschoss. Außerdem bietet das Aspria 48 Hotelzimmer an. In der Startphase kostet ein Doppelzimmer 110 Euro, die Nutzung der Klubanlage ist inbegriffen. Auf dem 18 000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen zusätzlich zu den Außenanlagen des Spa-Bereichs sechs Tennisplätze und ein Multifunktionsplatz. "Damit erhalten die Sportarten Hockey und Tennis ihren festen Platz auf dem historischen Klubgelände des Klipper THC", sagt Brian Morris. Denn der Tennisverein, der auf der Uhlenhorst gegründet wurde, ist weiterhin aktiv auf der Anlage, besitzt eigene Umkleideräume und einen "Klipper"-Raum mit historischen Fotos und anderen Exponaten. Die Kooperation mit dem THC bedeutet auch, gemeinsam spezielle Angebote für Kinder, Jugendliche und Schulklassen zu entwickeln und so die Nachwuchsarbeit zu stärken. Denn das Grundstück gehört der Stadt, Aspria besitzt ein Erbbaurecht. Darin eingebettet ist das Nutzungsrecht für Klipper und die Vereinbarung, dass der Klub mit ortsansässigen Schulen zusammenarbeitet.

Auf der Uhlenhorst schwankt die Meinung der Anwohner zwischen gespannter Erwartung und verhaltener Vorfreude, was Aspria betrifft. Jean-Peter Jansen, der mit seiner Frau Sieglinde eingetreten ist: "Ich finde die Kombination von Fitness, Kultur, Business und einer angenehmen Atmosphäre reizvoll." Sandra Backhaus, die das Angebot mit ihrem Mann und den beiden gemeinsamen Söhnen ausprobieren will, sagt: "Wichtig ist, dass das Angebot auch den Bedürfnissen von Familien Rechnung trägt und der sportliche Charakter trotz Klubkultur nicht zu kurz kommt."