Die Republikaner suchen den Gegner für Präsident Obama

Geht es nach dem derzeitigen Stand der Umfragen, wird entweder der blasse Ex-Gouverneur Mitt Romney oder der polternde Alt-Ideologe Newt Gingrich im kommenden November Amtsinhaber Barack Obama im Duell um das Weiße Haus herausfordern. Ginge es nicht um das immer noch wichtigste politische Amt der westlichen Welt, könnte man die Kandidatenkür der Republikanischen Partei, die bereits am 3. Januar mit der ersten von 50 Vorwahlen im Bundesstaat Iowa in die entscheidende Phase geht, als Lachnummer abtun. Aber dafür ist die Lage zu ernst.

Spötter verglichen die Bewerberliste der Republikaner mit einer Freak-Show. Sogar Immobilien-Milliardär Donald Trump entblödete sich nicht, seinen Hut in den Ring zu werfen. Wenigstens ist Sarah Palin, die Heldin der erzkonservativen "Tea Party", den Amerikanern erspart geblieben. Weil die Republikaner keinen Kandidaten fanden, der auch nur ansatzweise das Charisma des bei ihnen verhassten Präsidenten Obama besitzt, waren sie geneigt, jeden auch nur halbwegs prominenten Außenseiter auf den Schild zu heben. Michele Bachmann (offenkundige Ahnungslosigkeit), Rick Perry (peinliche Aussetzer in Fernsehdebatten), Herman Cain (fundamentale Bildungslücken und Vorwürfe sexueller Belästigung) demontierten sich selbst. Vom Kandidaten wird ein Spagat verlangt, der ihn für die wahlentscheidende moderate Mitte des Landes ebenso wählbar macht wie für die Ultra-Konservativen. Wohin die Reise gehen soll, zeigte Newt Gingrich, der sich mit Ronald Reagan verglich, dem Säulenheiligen der Grand Old Party. Zurück in die Achtzigerjahre als Parteiprogramm?

Eigentlich wäre Barack Obama ein dankbares Opfer. Der Präsident ist im Ausland beliebter als daheim, muss sich an der schwächelnden Wirtschaftslage messen lassen. Viele seiner ehemaligen Anhänger sind ins Lager der kapitalismuskritischen Bewegung "Occupy Wall Street" geflüchtet. Aber soll wirklich ein Kandidat aus der republikanischen Liste des Grauens Obama im Weißen Haus ersetzen? Angesichts der anstehenden globalen Herausforderungen haben die Vereinigten Staaten Besseres verdient.