Wie Hamburg Vorreiter in einer neuen Technologie werden will.

Hamburg. Sie fahren schadstoffarm und lautlos - alltagstauglich sind Elektroautos aber bisher nicht. Reichweite, Preis und Komfort genügen noch nicht den Anforderungen des modernen Individualverkehrs. Um den Weg zur Alltagstauglichkeit zu verkürzen, hat das Bundesverkehrsministerium rund 130 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II zur Verfügung gestellt. In acht Modellregionen im Bundesgebiet wurden zwischen September 2009 und November 2011 batterieelektrische Fahrzeuge getestet sowie eine Ladeinfrastruktur aufgebaut. Eine dieser acht Modellregionen war Hamburg.

In der ersten Ausbaustufe wurden gemeinsam mit Partnern aus Industrie und dem Mobilitätsbereich insgesamt 200 Ladesäulen in Hamburg eingerichtet - 50 Standorte mit 100 Anschlüssen auf öffentlichem Grund (siehe Karte), weitere 100 Anschlüsse auf Werks- oder Privatgeländen für Firmenkunden. An diesen Elektrotankstellen wird ausschließlich Strom aus regenerativen Energien eingesetzt. 353 Fahrzeuge werden derzeit von der Stadt und zahlreichen Firmen im Alltag getestet - 268 Pkw, 45 Transporter, 35 kleine Lieferfahrzeuge sowie fünf Dieselhybridbusse (Diesel und Strom). Neben technischen Fragen geht es in dieser Testphase auch darum, Erkenntnisse zum Nutzerverhalten zu untersuchen.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) spricht von einem erfolgreichen Praxistest. "Die Ergebnisse aus allen Städten und Regionen sind rundum positiv", sagt der Minister. Das Ziel bleibe unverändert - im Jahr 2020 sollen eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen fahren.

Nun soll der Praxistest in die zweite Runde gehen. Auch Hamburg will sich erneut daran beteiligen. Am 8. November 2011 hat der Hamburger Senat beschlossen, sich beim Bund als "Schaufenster Elektromobilität" zu bewerben, quasi das Nachfolgeprojekt zur Modellregion. Statt bisher in acht will der Bund künftig in drei bis fünf ausgewählten Regionen die verstärkte Einführung und Akzeptanz von Elektroautos testen. Ein hoher Anteil von Elektrofahrzeugen im Gesamtverkehr soll eine "positive Wahrnehmung der Öffentlichkeit" bewirken. Zum einen soll eine Ladeinfrastruktur entwickelt werden, die sich am Bedarf der Nutzer im Alltag orientiert. Zum anderen sind auch neue Geschäftsmodelle und nachhaltige Konzepte gefragt, wie die Nutzung von Elektrofahrzeugen mit der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs verknüpft werden kann. Bis Ende 2013 stellt die Bundesregierung dafür insgesamt 180 Millionen Euro zur Verfügung. Im Mai will die Bundesregierung festlegen, wer Schaufenster wird.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat für den Fall, dass Hamburg ausgewählt wird, bereits angekündigt, aus Hamburger Haushaltsmitteln in den kommenden Jahren noch einmal 10,4 Millionen Euro für den Ausbau der Elektromobilität in Hamburg zur Verfügung zu stellen. Das Gesamtvolumen in Hamburg würde bei einer erfolgreichen Bewerbung als Schaufenster mindestens 50 Millionen Euro betragen.

Der politische Wille ist das eine, für einen Erfolg der Elektromobilitäts-Offensive sind aber auch Unternehmen nötig, die die Fahrzeuge an den Verbraucher bringen. Davon gibt es auch in Hamburg mittlerweile zahlreiche. Die Firma Telsa zum Beispiel beweist, dass grün und pompös sich nicht widersprechen müssen. Das Unternehmen bietet elektrische Sportwagen an. Je nach Ausstattung kostet ein Roadster zwischen 100 000 und 150 000 Euro. Von 2013 an soll auch eine Limousine in Deutschland erhältlich sein.

Günstiger, kleiner und damit großstadttauglicher ist da der iMiEV von Mitsubishi. Der Preis für das E-Auto liegt bei 35 000 Euro.

Flinkster, der Carsharing-Anbieter der Deutschen Bahn AG, setzt auf die neue Technologie. In ausgewählten Städten - darunter auch Hamburg - sind seit mehr als einem Jahr auch E-Autos Teil der Flotte. Gut zwei Euro kostet die Stunde.

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