Ein Kommentar von Björn Jensen

Natürlich muss man Verständnis dafür haben, dass Vitali Klitschko gegen David Haye antreten will, bevor er seine Karriere im nächsten Jahr beendet. Zu tief sitzt der Ärger über den großmäuligen Briten, der die ukrainischen Schwergewichtsboxbrüder jahrelang verbal und mit geschmacklosen T-Shirts provoziert hat. Außerdem fehlen in der Königsklasse des Berufsboxens Gegner, die auch nur annähernd solche Zahltage garantieren wie den, den Haye im vergangenen Juli Wladimir Klitschko beschert hat. Und dass ein zweites Klitschko-Duell mit Haye RTL erneut eine zweistellige Millionenquote einbringen würde, ist auch kein Geheimnis.

Trotz alledem sollte man aus sportlichen und menschlichen Gesichtspunkten hoffen, dass Haye für immer im Ruhestand, den er seit Juli genießt, bleiben wird. Er hat sich schlichtweg keine zweite Chance verdient. Mal ehrlich: Wenn er schon gegen Wladimir nach vier Runden Angst hatte, die Offensive zu suchen, wie will er dann gegen den willens- und kampfstärkeren Vitali bestehen?

Dessen einziges Ziel ist es, Haye auszuknocken. Wenn er ihn, wie sein Bruder, nach Punkten besiegt, fehlt der Glanz. Das Problem ist jedoch, dass Haye als Boxer die Qualität hat, sich nicht ausknocken zu lassen. Dann wird er sich trotz zweier klarer Niederlagen als moralischen Sieger feiern lassen, weil er ja immer gesagt hat, dass die Klitschkos ihn nicht ausknocken können. Und er wird als zigfacher Millionär in den Ruhestand gehen, der zweimal im Ring nichts anderes tat, als wegzulaufen. Man kann Geld und Zeit auch sinnvoller einsetzen. Deshalb: Bitte nicht noch einmal, Haye!