Am Sonntag feierte die Hamburger Jüdische Gemeinde das 100-jährige Bestehen der Talmud-Tora-Schule am Grindelhof in Rotherbaum.

Hamburg. Fröhlich rennt Yaakov über den Flur. Seine Zizit, die traditionellen jüdischen Stofffäden an der Kleidung, wehen dabei durch die Luft. Die Kippa, die Kopfbedeckung jüdischer Männer, sitzt indes fest in Yaakovs Haar. Dass der Siebenjährige hier, in der Talmud-Tora-Schule im Stadtteil Rotherbaum, ausgelassen herumtoben kann, ist keine Selbstverständlichkeit.

Denn die Nazis schlossen diese jüdische Schule 1938, mehr als ein halbes Jahrhundert gab es an dieser Stelle kein jüdisches Leben. Doch es kam zurück. Seit vier Jahren herrscht hier wieder regelmäßiger Schulbetrieb. Am Sonntag nun feierte die Hamburger Jüdische Gemeinde das 100-jährige Bestehen der Talmud-Tora-Schule am Grindelhof.

Gestern Nachmittag: Unter den gut 200 Gästen in der Aula der Schule, die seit 2007 nach einem früheren Direktor "Joseph-Carlebach-Schule im Gebäude der ehemaligen Talmud-Tora-Schule" heißt, sind auch offizielle Vertreter. Schulsenator Ties Rabe (SPD) betont "die tiefe Verbundenheit von Hamburg und jüdischem Leben". Torsten Sevecke (SPD), Leiter des Bezirksamts Eimsbüttel, sagt: "Diese Schule hat Zukunft. Wir stehen 100 Prozent hinter ihr."

Zwölf Kinder beherbergte die Schule, mittlerweile eine Stadtteilschule, 2007. Heute sind es, zusammen mit Kindergarten und Vorschule, gut 150. Tendenz steigend. "Keine andere Hamburger Schule wächst so schnell", sagt Roy Naor vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde. "Deshalb müssen wir uns wohl baulich vergrößern. Vielleicht auf dem Uni-Gelände am Allende-Platz, wo früher die Bornplatz-Synagoge stand." Zudem sei der Ausbau der Carlebach-Schule zu einem jüdischen Gymnasium geplant. In sieben Jahren solle es den ersten Abiturjahrgang geben.

Yaakov wird noch nicht dabei sein. Er besucht gerade die zweite Klasse. Bis zu seinem Abschluss sind es, wenn alles glattläuft, noch zehn Jahre.