Ein Kommentar von Peter Wenig

Es war eine Entscheidung, die die Fußballwelt dramatisch verändert hat. Mit dem Bosman-Urteil, das die Spieler nach Ablauf ihres Vertrages ablösefrei stellt, verteilte der Europäische Gerichtshof 1995 die Rollen im Poker um die Macht völlig neu.

16 Jahre später ist dies exemplarisch beim Buhlen um Nationalspieler Lukas Podolski zu beobachten. Dessen Vertrag in Köln läuft 2013 aus - nach der Bosman-Lehre kann Kölns Star den Verein dann ablösefrei verlassen. Da ist es nur ein Gebot der wirtschaftlichen Vernunft, dass Sportdirektor Volker Finke auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung oder einen vorzeitige Verkauf drängt: "Wir können es uns nicht leisten, so einen wertvollen Profi ohne Ablöse gehen zu lassen."

Doch was zählt schon ökonomische Ratio in diesem Fall? Podolskis Status in Köln scheint nur noch vergleichbar mit der Verehrung für "Uns Uwe" in Hamburg. Wie vermint dieses Gelände inzwischen für Finke ist, war nach dem Glanzauftritt Podolskis beim 4:0 gegen Freiburg zu beobachten. Falls man mit ihm nicht mehr plane, müsse er sich eben auf die Tribüne setzen, beschied Podolski kühl. Er weiß genau, dass jeder Funktionär bei einem Streit mit "Uns Poldi" sein Amt riskiert. Ein ganzer Klub ist in der Hand eines Spielers. Die Frage, was für Podolski am besten ist, geht da fast unter. Nicht nur sein missglücktes Gastspiel beim FC Bayern spricht dafür, dass der Kölsche Jong dort bleiben sollte, wo er Heldenstatus genießt. "Uns Uwe" ist ja auch an der Elbe geblieben. Und hat es nie bereut.