Ein Kommentar von Matthias Gretzschel

Wirklich schade, dass das Afghanische Museum in der Speicherstadt nun am Tag vor Heiligabend schließen muss. Tausende haben diese liebenswerte Kulturinstitution jährlich besucht, und dabei Dinge über Afghanistan erfahren, die so meistens nicht in den tagesaktuellen Medienberichten vorgekommen sind. Oft kamen Bundeswehrsoldaten, um sich vor ihrem Einsatz über diese uns sehr fremde Gesellschaft und Kultur zu informieren. Dabei konnten sie bei einer Tasse Tee schnell mit Menschen ins Gespräch kommen, die ihnen aus erster Hand über das schwierige Leben in dem Land berichteten, das seit mehr als einem Jahrhundert im Fadenkreuz gegensätzlicher Machtinteressen liegt.

Es ist wohl die Ungunst der Verhältnisse, die jetzt zum vorläufigen Ende dieses rein privat betriebenen und finanzierten Museums geführt hat: Schon aus Sicherheitsgründen muss die HHLA als Besitzerin der Immobilie das historische Speichergebäude im kommenden Jahr sanieren. Im Prinzip könnte das Museum nach Abschluss der Arbeiten wieder einziehen, meint zumindest dessen Betreiber, der afghanische Geschäftsmann Nek Mohamad. Doch ihm fehlen die Mittel, um die transportablen Teile des Inventars in einem Ausweichquartier zu präsentieren oder für die Sanierungszeit einzulagern. Nach öffentlichen Zuwendungen zu rufen, wäre nach Lage der Dinge ziemlich weltfremd. Aber vielleicht führt das drohende Aus ja dazu, dass sich jetzt ein Freundeskreis bildet, der in einer gemeinsamen Kraftanstrengung nach dem Ende der Sanierungsarbeiten die Wiedergeburt des Afghanischen Museums betreibt. Es wäre der Mühe wert.