Ein Kommentar von Alexander Laux

In nur - merke, liebe Herren des HSV - fünf Tagen einigte sich die Spitze des Deutsche Fußball-Bundes auf einen Nachfolger für den amtsmüden Präsidenten Theo Zwanziger. Mag die Schnelligkeit im Entscheidungsprozess erstaunen, so ist Wolfgang Niersbach der logische Kandidat für die Wahl im Oktober 2012 - obwohl er noch nie in seinem Leben Präsident oder Vorsitzender war, sondern nur "Ehrenmitglied im Prinzenclub Düsseldorf", wie er selbst launig anführte. Der 61-Jährige ist im Fußballbereich bestens vernetzt, nicht nur im DFB und der Deutschen Fußball-Liga (DFL), sondern auch in den internationalen Verbänden Fifa und Uefa. Als größten Verbündeten - ein unschätzbarer Vorteil - weiß Niersbach die Ikone des deutschen Fußballs hinter sich: Bei der WM 1990 war er Pressechef von Franz Beckenbauer, bei der WM 2006 in Deutschland bildeten beide ein bestens funktionierendes Team im Organisationskomitee.

Nach dem Vorbild des "Kaisers" will Niersbach sein Amt ohne Allüren ausüben und sich als Mensch nicht verändern. Wie lange sich der künftige Präsident aber seine rheinische Fröhlichkeit erhalten kann, bleibt abzuwarten, schließlich warten auf Niersbach vielfältige und schwere Aufgaben. Als Kernproblem hat Niersbach die Gewalt in den Stadien benannt. Gemessen wird er aber nicht nur daran werden, ob er in enger Zusammenarbeit mit der DFL die Schönheit des "großen Sports" vor diesen gesellschaftlichen Auswüchsen beschützen kann. Mindestens genauso gefordert ist Niersbach bei den Bedürfnissen des Amateursports sowie in der Dauerkrise des Schiedsrichterwesens.