Neues Buskonzept für Hamburg überzeugt nicht

Die Zahlen sind auf den ersten Blick beeindruckend: 259 Millionen Euro will der Senat bis zum Jahr 2020 ausgeben, um den Busverkehr in Hamburg zu beschleunigen. Eine Steigerung der Passagierzahlen um ein Fünftel sei damit möglich, so Verkehrssenator Frank Horch. Doch bei näherem Hinsehen entpuppte sich der Plan im Wesentlichen als wieder aufgewärmte Ankündigung aus den Anfangstagen des SPD-geführten Senats, nur um wenig konkreter als die Versatzstücke aus der scholzschen Regierungserklärung im Frühjahr.

Neue Busspuren, Stoppmöglichkeiten mitten auf der Straße statt Haltebuchten und dynamische Ampelschaltungen - soll das wirklich das Mittel gegen den drohenden Hamburger Verkehrskollaps sein? Wohl eher nicht. Renommierte Verkehrsforscher von der HafenCity-Universität sehen bereits heute den Hamburger Busverkehr beispielsweise bei der Metrobuslinie 5, Europas meist befahrener Buslinie, an seine Grenzen stoßen. Mit einem Konzept, das in seinen wenig konkreten Punkten bisher diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient, wird Hamburg seine überlastete Infrastruktur nicht zukunftsfähig machen. Das Durchschnittstempo der Busse von 13 auf 19 Kilometer je Stunde erhöhen zu wollen ist ein hehres Ziel. Doch in Zeiten wachsender Pendlerströme und damit steigenden Individualverkehrs steht eine große Unbekannte in dieser Rechnung. Ausbaupläne wie am Eidelstedter Platz klingen vernünftig, sind jedoch nur Einzelmaßnahmen ohne durchschlagende Wirkung. Busspuren wie Schneisen in den Straßenraum zu schlagen, wie die GAL fordert, wäre dagegen kaum umsetzbar und viel zu teuer.

Dass wegen "herausragender Priorität" elf Millionen Euro Planungsmittel zusätzlich in den laufenden Haushalt eingestellt werden sollen, wie Senator Horch betonte, ist ein Zeichen, dass der Senat die Probleme ernst nimmt. Olaf Scholz hat mehrfach deutlich gemacht, dass er den Bau einer Stadtbahn in diesen Zeiten für nicht finanzierbar hält. Doch die gestrige politische Leerfahrt, um im Bilde des Buswesens zu bleiben, spielt allen Befürwortern eines solchen Verkehrsmittels der Zukunft in die Hände.